Israel räumt Verantwortung für Schüsse auf Schirin Abu Akleh ein

Jerusalem. Israel hat erstmals eine "hohe Wahrscheinlichkeit" eingeräumt, dass die im Westjordanland getötete US-palästinensische Journalistin Schirin Abu Akleh durch die Kugel eines israelischen Soldaten gestorben ist. Es sei sehr wahrscheinlich, "dass Abu Akleh versehentlich von Schüssen der israelischen Streitkräfte getroffen wurde, die auf Verdächtige abgefeuert wurden, die als bewaffnete palästinensische Kämpfer identifiziert wurden", teilte die israelische Armee am Montag mit.



Die Journalistin des Senders Al-Dschasira war im Mai erschossen worden, als sie über einen israelischen Einsatz im Flüchtlingslager Dschenin im Norden des Westjordanlandes berichtete, obwohl sie eine Weste mit der Aufschrift "Presse" trug. Die Palästinensische Autonomiebehörde beschuldigt Israel, die Reporterin absichtlich getötet zu haben. Die Armee hatte bislang angegeben, die Herkunft der tödlichen Schüsse nicht zweifelsfrei klären zu können.



"Es tut ihm leid und mir auch", sagte ein hochrangiger israelischer Offizier am Montag vor Journalisten über den Soldaten, der in Richtung Abu Akleh geschossen hatte und fügte hinzu: "Er hat es nicht mit Absicht getan, das ist völlig klar." Dem Militäranwalt zufolge lassen die Umstände des Vorfalls "nicht den Verdacht aufkommen, dass ein Verbrechen begangen wurde, das die Einleitung einer strafrechtlichen Untersuchung rechtfertigen würde".



Abu Aklehs Familie erklärte am Montag in einer Pressemitteilung, Israel weigere sich, die Verantwortung für den Mord an der Journalistin zu übernehmen. "Wir sind nach wie vor zutiefst verletzt, frustriert und enttäuscht", erklärte die Familie und forderte eine "glaubwürdige" Untersuchung durch die USA.



Das US-Außenministerium hatte im Juli erklärt, Abu Akleh sei wahrscheinlich von Schüssen des israelischen Militärs getroffen worden, es gebe aber keinen Grund zu der Annahme, dass sie vorsätzlich getötet wurde. Eine Untersuchung der Vereinten Nationen war im Juni zu dem Schluss gekommen, dass es "keine Beweise für Aktivitäten von bewaffneten Palästinensern in der Nähe" gab, als Abu Akleh erschossen wurde. (AFP)