Libanonweite Demonstrationen gegen schlechte Lebensbedingungen

Beirut. Im Libanon sind am Montag Menschen in allen Landesteilen gegen die sich weiter verschlechternden Lebensbedingungen auf die Straße gegangen. Zeitweise blockierten wütende Demonstranten Teile der Hauptstadt Beirut sowie wichtige Verkehrsachsen, wie örtliche Medien berichteten. Dabei wurden unter anderem Müllcontainer und Autoreifen in Brand gesetzt. Die Armee war an verschiedenen Orten des Landes im Einsatz.



Die Demonstranten beklagten laut Berichten eine Verletzung ihrer grundlegenden Rechte wie der Grundversorgung mit Wasser, Strom, Treibstoff und Lebensmitteln. Gleichzeitig warfen sie der herrschenden politischen Klasse Korruption und Betrug vor. Die Aufrufe zur Mobilisierung waren seit Sonntagabend massiv in sozialen Netzwerken geteilt worden. Über die Identität der Organisatoren war zunächst nichts bekannt.



Die libanesische Währung hatte zuvor ein Rekordtief erreicht. Der Dollar war am Wochenende auf dem Schwarzmarkt mit über 25.000 libanesischen Pfund gehandelt worden, so die Berichte. Der offizielle Wechselkurs liegt seit 1997 bei 1.500 libanesischen Pfund zu einem Dollar. Nach Einschätzung der Weltbank handelt es sich bei der im Libanon herrschenden Wirtschaftskrise um eine der weltweit schwersten Wirtschaftskrisen seit 1850. Nach Weltbank-Schätzungen von Juli leben bereits 45 Prozent der Libanesen unterhalb der Armutsgrenze und 22 Prozent in großer Armut.



Zudem erlebt das Land derzeit erneut eine Regierungskrise. Die am 10. September gebildete neue Regierung unter Ministerpräsident Nadschib Mikati ist laut örtlichen Medien seit dem 12. Oktober nicht mehr zusammengetreten. Grund sind Streitigkeiten über die Untersuchungen zur Explosion im Hafen von Beirut im August 2020 sowie den mit den Untersuchungen betrauten Richter. (KNA)