Taliban lehnen Waffenstillstand während des Fastenmonats Ramadan ab

Die radikalislamischen Taliban in Afghanistan haben einen Waffenstillstand während des Fastenmonats Ramadan abgelehnt. Die Forderung der Regierung sei "nicht rational und nicht überzeugend", schrieb der Taliban-Sprecher Suhail Shaheen am Donnerstagabend auf Twitter. Er verwies auf die noch immer inhaftierten Taliban-Kämpfer und warf der Regierung vor, deren Leben während der Corona-Pandemie in Gefahr zu bringen. Die Nato rief alle Seiten auf, eine "historische Chance" auf Frieden nicht zu verspielen.

Der afghanische Präsident Ashraf Ghani hatte die Taliban aufgefordert, "auf Gewalt zu verzichten", um den Fastenmonat zu "respektieren". Anfang der Woche hatte die radikalislamische Miliz erneut mehr als 30 Militärangehörige und Zivilisten getötet.

Zuletzt hatte es nach einer Annäherung in dem bewaffneten Konflikt in Afghanistan ausgesehen: Vor gut einer Woche ließen die Taliban 20 gefangene afghanische Sicherheitskräfte frei, nachdem die Regierung ihrerseits hunderte Aufständische auf freien Fuß gesetzt hatte.

Die afghanische Regierung und die Taliban verhandeln seit Anfang April über einen Austausch ihrer Gefangenen. Dies ist zentraler Bestandteil des Abkommens zwischen den USA und der radikalislamischen Miliz von Ende Februar. Allerdings sieht die Vereinbarung vor, dass bis zu 5.000 gefangene Taliban-Kämpfer und bis zu tausend verschleppte afghanische Soldaten freikommen. Danach sollen innerafghanische Friedensverhandlungen beginnen.

Daran ist ein mit den USA vereinbarter Truppenabzug geknüpft. Die US-Truppen sollen in einem ersten Schritt bis Juli von mehr als 12.000 auf 8.600 reduzieren werden. Entsprechend würden sich die im Land befindlichen Nato-Truppen von rund 16.000 auf etwa 12.000 verringern. Bis Juli kommenden Jahres sollen die internationalen Truppen dann komplett abziehen, wenn die Friedensgespräche Erfolge zeigen.

"Wir rufen dringend die politischen Führer in Afghanistan und ihre Unterstützer auf, zusammenzukommen und ihre Differenzen beizulegen", erklärte die Nato am Freitag. Das aktuelle Gewaltniveau der Taliban sei "nicht akzeptabel". Die Militärallianz drängte die Miliz "dringend, die Gewalt zu reduzieren und die Bedingungen für die Aufnahme von Verhandlungen zu schaffen". (AFP)