Sudans Militär löst Massenproteste gewaltsam auf - mehrere Tote

Elitesoldaten des sudanesischen Militärs haben am Montag den Massenprotest vor dem Armeehauptquartier in der Hauptstadt Khartum gewaltsam aufgelöst. Die Sicherheitskräfte hätten um 5 Uhr früh den Platz gestürmt und die Demonstranten mit scharfer Munition, Wasserwerfern und Tränengas vertrieben, berichtete die Zeitung «Sudan Tribune». In der Stadt sei Maschinengewehrfeuer zu hören. Ein Augenzeuge sagte im britischen Sender BBC, mindestens sieben Protestteilnehmer seien getötet worden. Der Platz sei mittlerweile geräumt. In der ganzen Stadt seien Straßensperren errichtet worden.

Das Oppositionsbündnis, dessen Verhandlungen mit der seit knapp zwei Monaten regierenden Militärjunta zuletzt ins Stocken geraten waren, sprach von einem blutigen Massaker. Die Junta sei für jeden Tropfen Blut verantwortlich, der am Montagmorgen vergossen worden sei, sagte einer ihrer Sprecher der «Sudan Tribune». Das Zentralkomitee sudanesischer Ärzte, die die seit Dezember anhaltenden Proteste unterstützen, berichtete, Polizei und Armee hätten auch ein Krankenhaus gestürmt.

Die Opposition hatte für diesen Montag erneut zu einem Generalstreik aufgerufen. Die Militärjunta hatte ihrerseits davor gewarnt, die Proteste fortzusetzen. Einer ihrer Sprecher erklärte am Freitag im Staatsfernsehen, der seit fünf Monaten anhaltende Sitzstreik sei zu einer Bedrohung für das Land geworden. Zugleich entzog die Junta dem arabischen Fernsehsender Al-Jazeera die Sendelizenz, der täglich live von den Protesten berichtet hatte. Das Militär wird zudem für mehrere Angriffe in der vergangenen Woche verantwortlich gemacht, bei denen mehrere Demonstranten getötet wurden.

Mitte Dezember hatte die sudanesische Zivilgesellschaft, insbesondere die Mittelschicht, zunächst gegen steigende Brot- und Spritpreise protestiert. Die Demonstranten forderten jedoch bald den Rücktritt des seit fast 30 Jahren regierenden Präsidenten Omar al-Baschir.

Am 11. April stürzte die Armee Al-Baschir und setzte einen Militärrat ein. Seither haben sich Militärführung und Opposition nicht auf die Bildung einer Übergangsregierung einigen können. Während die Junta die letzte Entscheidungsgewalt behalten will, fordert die Opposition eine mehrheitlich zivile Regierung. (epd)