Asia Bibi an geheimem Ort in Pakistan - Appelle in Rom und Berlin

Der Fall der Christin Asia Bibi in Pakistan bewegt die Menschen in Europa. Die 2010 zum Tode verurteilte Frau wurde zwar inzwischen vom Vorwurf der Gotteslästerung freigesprochen - doch sicher ist sie deswegen nicht.

Die Christin Asia Bibi befindet sich nach offiziellen Angaben weiterhin in Pakistan. Das erklärte der Sprecher des Außenministeriums in Islamabad, Mohammad Faisal, am Donnerstag. Bibi war eine Woche nach dem Freispruch vom Vorwurf der Gotteslästerung am Mittwochabend auf freien Fuß gesetzt worden. 2010 war sie deswegen im vorwiegend muslimischen Pakistan zum Tode verurteilt worden.

Lokale Medien berichteten erst, Bibi sei vom Gefängnis in der Stadt Multan in der Provinz Punjab an einen «unbekannten Ort» gebracht worden. Das hatte Spekulationen ausgelöst, sie habe das Land verlassen. Die Zeitung «Dawn» berichtete am Morgen, Bibi sei in die Hauptstadt Islamabad geflogen worden. Von dort aus sei sie unter strengen Sicherheitsvorkehrungen an einen unbekannten Ort gebracht worden.

Der Grünen-Außenpolitiker Omid Nouripour appellierte an die Bundesregierung, in dieser dramatischen Situation zu handeln und der Katholikin und ihrer Familie Schutz in Deutschland anzubieten. Auch Italien will helfen.

Ende Oktober hatte der Oberste Gerichtshof das Todesurteil gegen Bibi aufgehoben. Das löste massive Proteste radikalislamischer Gruppen in Pakistan gegen die heute 51 Jahre alte fünffache Mutter aus. Diese hörten erst auf, nachdem die Regierung und die Partei Tehreek-e Labbaik Pakistan (TLP) des radikalislamischen Klerikers Khadim Rizvi ein Abkommen geschlossen hatten.

Danach will die Regierung einen Revisionsantrag gegen die Entscheidung des Obersten Gerichts zulassen und Bibi am Verlassen des Landes hindern. Ein Sprecher der TLP, Zubair Kasuri, sagte nun, die Regierung habe durch die Freilassung Bibis gegen die Vereinbarung verstoßen. Die Partei werde ein Treffen abhalten, um das weitere Vorgehen zu besprechen.

Bibis Anwalt floh indessen in die Niederlande. Der niederländische Außenminister Stef Blok bot dem Juristen am Donnerstag eine zunächst auf drei Monate befristete Aufenthaltserlaubnis an. Nouripour erklärte: «Im Moment ist Asia Bibis Schicksal unklar. Der Freispruch vor Gericht bedeutet für sie weder Freiheit noch Sicherheit.» Offensichtlich bemühe sich aber die Familie um einen sicheren Aufenthaltsort, unter anderem in Europa. Zuvor hatte sich bereits der CDU-Menschenrechtsexperte Michael Brand für Bibi eingesetzt.

In Italien nahm der Parlamentsausschuss für auswärtige Angelegenheiten am Donnerstag einstimmig eine Resolution zum Schutz Bibis an. «Mit diesem Entschluss versichert das italienische Parlament, die Anstrengung der internationalen Gemeinschaft und den ernsthaften und konstruktiven Einsatz der italienischen Regierung für eine positive Entwicklung dieser Angelegenheit zu unterstützen», sagte die Ausschussvorsitzende Marta Grande.

Italiens Innenminister Matteo Salvini hatte jüngst erklärt, sein Land bemühe sich «diskret» darum, Bibi zu helfen. Bibis Ehemann Ashiq Masih hatte einige westliche Staaten um Asyl gebeten und dabei besonders an die italienische Regierung appelliert, seiner Familie zu helfen, Pakistan zu verlassen. EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani erklärte jüngst, er wolle sich in dem Fall persönlich engagieren. (dpa)