Pakistanisches Gericht hebt Todesurteil gegen Christin wegen Gotteslästerung auf

Freispruch nach acht Jahren: In Pakistan ist das 2010 verhängte Todesurteil gegen die Christin Asia Bibi wegen Gotteslästerung aufgehoben worden. Der Oberste Gerichtshof des Landes kippte am Mittwoch das Urteil gegen die Frau, deren Fall international für Aufsehen gesorgt hatte. "Sie wurde von allen Vorwürfen freigesprochen", sagte Richter Saqib Nisar. Unmittelbar nach Bekanntwerden des Freispruches kam es in mehreren großen Städten Pakistans zu Protesten muslimischer Hardliner.

Bibi zeigte sich vom Richterspruch überwältigt: "Ich kann nicht glauben, was ich höre, komme ich jetzt raus?", sagte sie per Telefon aus dem Gefängnis. "Ich weiß nicht, was ich sagen soll, ich bin sehr glücklich."

Die mehrfache Mutter war 2010 in der Provinz Punjab wegen Beleidigung des Propheten Mohammed zum Tode verurteilt worden. Muslimische Frauen aus ihrem Dorf hatten ihr vorgeworfen, sich beleidigend über Mohammed geäußert zu haben. Das Todesurteil sorgte international für Empörung. Papst Benedikt XVI. hatte sich für Bibis Freilassung eingesetzt.

"Ich kann keine herabwürdigenden Äußerungen bezüglich des heiligen Korans erkennen", sagte Richter Nisar am Mittwoch zu den Vorwürfen gegen Bibi. Nach Angaben des Gerichts sollte die Frau sofort freigelassen werden. Es gab jedoch keine Informationen über mögliche Sicherheitsmaßnahmen zu ihrem Schutz.

In ganz Pakistan kam es nach dem Urteil zu Demonstrationen. In der Hauptstadt Islamabad blockierten etwa tausend Knüppel schwenkende Demonstranten eine Hauptverkehrsstraße und errichteten mithilfe quergestellter Lastwagen Barrikaden. Auch in der Hafenstadt Karatschi wurden Straßen blockiert.

Nach Angaben der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) in Frankfurt kam es nach dem Urteil zu Gewaltaufrufen durch Islamisten. Dabei habe die pakistanische Regierung versucht, die Berichterstattung zu vermeiden. Demnach forderte das Oberste Gericht die Presse des Landes auf, nicht über den Freispruch zu berichten. Tatsächlich kam das brisante Thema in Rundfunk und Fernsehen kaum vor.

Blasphemie ist im streng konservativen Pakistan ein schwerer Vorwurf. Rund 40 Menschen sitzen dort nach Schätzungen eines US-Ausschusses zur Religionsfreiheit wegen entsprechender Anschuldigungen derzeit lebenslängliche Gefängnisstrafen ab oder warten auf ihre Hinrichtung. Immer wieder kommt es zu Lynchmorden wegen Vorwürfen der Gotteslästerung.

Der jetzige Regierungschef Imran Khan hatte während seines Wahlkampfes im Sommer versprochen, die Blasphemiegesetzgebung zu verteidigen. (AFP)