Deutsche Journalistin Meşale Tolu kommt unter Auflagen frei

Die deutsche Journalistin Meşale Tolu kommt unter Auflagen aus türkischer Untersuchungshaft frei. Das entschied ein Gericht in Istanbul am Montag, wie die Linken-Abgeordnete und Prozessbeobachterin Heike Hänsel mitteilte. Allerdings darf Tolu laut Hänsel das Land zunächst nicht verlassen und muss sich wöchentlich bei den Behörden melden. Zuvor hatte die Staatsanwaltschaft die Entlassung aus der Untersuchungshaft beantragt. Tolus ebenfalls inhaftierter Ehemann, Suat Corlu, war Ende November freigelassen worden.

Die Journalistin, die seit mehr als sieben Monaten im Gefängnis sitzt, hat im Prozess gegen sie und 17 weitere Angeklagte die Vorwürfe der Mitgliedschaft in einer Terrororganisation und der Verbreitung «terroristischer Propaganda» zurückgewiesen und ihre Freilassung gefordert. Ihr drohen bei Verurteilung mehr als zehn Jahre Gefängnis.

Die 33-Jährige war am 30. April bei einer Razzia in ihrer Wohnung festgenommen worden und saß seit Anfang Mai in Untersuchungshaft. Zuletzt hatte sie für die linke Nachrichtenagentur «Etkin News Agency» (Etha) gearbeitet. Tolu hat türkische Wurzeln, besitzt seit 2007 allerdings nur noch die deutsche Staatsangehörigkeit. Zum zweiten Prozesstag war auch der deutsche Schriftsteller Günter Wallraff nach Istanbul gereist.

Nach Angaben ihrer Anwältinnen lasten die Ankläger der Journalistin unter anderem die Teilnahme an Gedenkfeiern für Aktivisten an, die in Syrien ums Leben gekommen sind. Dabei handele es sich um Menschen, die im Kampf gegen die dschihadistische Terrororganisation «Islamischer Staat» (IS) ums Leben kamen. Belastet werde die Journalistin zudem von einem anonymen Zeugen. Seit dem Putschversuch im Juli 2016 bringt der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan kritische Medien mit Repressionen systematisch zum Schweigen. (epd)