Iraks Militär: Erste IS-Verteidigungsstellungen in Mossul zerstört

Seit Montagmorgen läuft die Offensive der irakischen Armee zur Befreiung der Stadt Mossul von der Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS). An dem Angriff beteiligen sich auch Kämpfer der kurdischen Peschmerga-Miliz. Unterstützt werden die Streitkräfte von einer US-geführten Koalition. Ein Reuters-Reporter beobachtete Hubschrauber, die in Richtung Mossul flogen und hörte Explosionen im Osten der Stadt.

Es wird erwartet, dass rund 30.000 Soldaten sowie Angehörige der Peschmerga und sunnitischer Milizen an der Offensive teilnehmen, um die 4.000 bis 8.000 IS-Extremisten aus Mossul zu vertreiben. In einer ersten Stellungnahme erklärte die Armee, mehrere Verteidigungslinien des IS seien zerstört worden.

Der arabische Fernsehsender Al-Jazeera sendete Aufnahmen, die den Angriff auf die Stadt zeigen sollen. Zu sehen sind Raketen und Reihen von Leuchtspurgeschossen am nächtlichen Himmel. Dazu hört man Gefechtslärm.

Die Offensive könnte zur größten militärischen Operation im Irak seit der US-Invasion zum Sturz von Machthaber Saddam Hussein im Jahr 2003 werden. Sie werde möglicherweise mehrere Wochen andauern, erklärte der Kommandeur der von den USA angeführten Koalition, Generalleutnant Stephen Townsend.

Während die irakische Armee von Süden aus Mossul angreift, übernehmen die kurdischen Peschmerga die Front im Osten. "Wir sind wahre Muslime", sagte einer ihrer Kämpfer auf einer Anhöhe, während er das Flachland vor Mossul beobachtete. Die IS-Extremisten seien keine wahren Muslime, fügte er hinzu. Was sie getan hätten, entspreche keiner Religion.

Ein kurdischer Offizier sagte mit Blick auf Mossul: "Das hier ist alles Kurdistan." "Wenn wir hier fertig sind", fügte er hinzu, "werden wir sie nach Rakka oder sonst wohin jagen." Rakka ist die größte vom IS kontrollierte Stadt in Syrien.

Die nordirakische Wirtschaftsmetropole Mossul liegt rund 400 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Bagdad am Ufer des Tigris. Neben großen Erdölraffinerien ist dort auch die Textilverarbeitung von wirtschaftlicher Bedeutung. Schon in seiner frühen Geschichte war das bedeutende Zentrum auf der Handelsroute zwischen Indien, Persien und dem Mittelmeer bekannt für Lederprodukte und feine Baumwollstoffe - der Stoff Musselin ist nach Mossul benannt.

Mossul ist ein Zentrum sunnitischer Araber. Der Ort war aber immer auch Heimat anderer Ethnien und Konfessionen wie Christen, Kurden, Turkmenen oder Jesiden. In der Hauptstadt der Provinz Ninawa sollen noch etwa 1,5 Millionen Menschen leben.

Die Stadt wird seit Jahren von Gewalt und Terror erschüttert. Nach dem Sturz von Langzeitmachthaber Saddam Hussein im Jahr 2003 flohen zahlreiche Anhänger des gestürzten Regimes nach Mossul. Viele von ihnen verbündeten sich später mit der Terrormiliz Islamischer Staat (IS), um gegen die schiitisch dominierte Regierung in Bagdad zu kämpfen. Im Juni 2014 brachte der IS die Metropole unter seine Kontrolle und errichtete ein Terrorregime. Rund 30.000 Soldaten sollen vor 800 anrückenden militanten Islamisten geflohen sein.

In der Großen Moschee von Mossul rief der Anführer der IS-Miliz, Abu Bakr al-Baghdadi, Muslime weltweit auf, in die Region zu kommen und ihn beim Dschihad zu unterstützen. Es war der erste öffentliche Auftritt des selbst ernannten Kalifen. Wie in anderen eroberten Regionen vernichteten die Extremisten auch in Mossul Dutzende historische Denkmäler. Im städtischen Museum wurden Jahrtausende alte Statuen aus assyrischer Zeit zerstört. (Reuters/dpa)

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