Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung empfiehlt mehr Sprachlernangebote für Flüchtlinge

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung betrachtet Deutschkenntnisse als Schlüssel zur Integration von Flüchtlingen. Derweil belegen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit, dass viele Flüchtlinge auf dem deutschen Arbeitsmarkt schwer Fuß fassen.

Zur schnelleren Integration von Flüchtlingen sollten einer Studie zufolge der Zugang zu Bildungsangeboten und Arbeitsmarkt erleichtert und Sprachlernangebote ausgebaut werden. Deutschkenntnisse seien die «zentrale Schlüsselfunktion bei der Integration», sagte Elisabeth Liebau, Mitarbeiterin am Sozioökonomischen Panel des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), am letzten Donnerstag in Berlin bei der Vorstellung der Untersuchung. Aus einem Bericht der Bundesagentur für Arbeit geht hervor, dass die aktuelle Arbeitslosenquote bei außereuropäischen Flüchtlingen bei über 50 Prozent liegt.

Rund 80 Prozent der zwischen 1990 und 2010 nach Deutschland gekommenen Flüchtlinge hätten bei ihrer Ankunft über keinerlei Deutschkenntnisse verfügt, sagte Forscherin Liebau. Bei anderen Migranten seien es 50 Prozent gewesen. Den Flüchtlingen sei es dennoch gelungen, in den folgenden Jahren bei den Sprachkenntnissen deutlich aufzuholen und annähernd den gleichen Stand zu erreichen wie andere Migranten. Hilfreich dabei sei vor allem, wenn am Arbeitsplatz Deutsch gesprochen werde.

Rund 55 Prozent der Flüchtlinge und rund 41 Prozent der anderen Zuwanderer seien ohne Berufsabschluss nach Deutschland gekommen, hieß es. Zugleich verfügten rund 20 Prozent der Flüchtlinge und rund 25 Prozent der anderen Migranten über einen Hochschulabschluss.

Das Fehlen formaler Qualifikationen hänge vor allem damit zusammen, dass in den Herkunftsländern in der Regel keine dem deutschen dualen System vergleichbaren Ausbildungsabschlüsse möglich seien, sagte Liebau. Deshalb sollten informell erworbene Qualifikationen und Berufserfahrung stärker berücksichtigt werden. Weitere Ursache sei, dass es jungen Menschen in Bürgerkriegsländern kaum möglich sei, Bildungsabschlüsse zu machen.

Wie zunächst die in Düsseldorf erscheinende «Rheinische Post» berichtete, ist bei den Flüchtlingen aus den acht wichtigsten nicht-europäischen Herkunftsländern mehr als die Hälfte ohne Arbeit. Die Arbeitslosenquote lag im Juni bei 52 Prozent, hieß es unter Bezug auf einen Bericht der Bundesagentur für Arbeit. Die Quote stieg demnach im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als zehn Prozentpunkte. Damals lag sie bei 41,5 Prozent. Bei den erfassten Herkunftsländern handelt es sich um Syrien, Afghanistan, Irak, Eritrea, Iran, Nigeria, Pakistan und Somalia.

Aktuell sind dem Bericht zufolge 170.000 Menschen aus diesen Ländern arbeitslos, der Großteil (153.000) davon Flüchtlinge. Der extreme Anstieg arbeitsloser Personen aus den außereuropäischen Fluchtländern wird deutlich, wenn man die jährlichen Daten vergleicht. Im August 2011 zählte die Bundesagentur 40.000 Arbeitslose, zwei Jahre später waren es 49.000, 2015 bereits 81.000 und in diesem Jahr 170.000. (epd)