Außenminister Steinmeier fordert sichere Zugänge für Hilfslieferungen nach Aleppo

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat die Kriegsparteien in Syrien aufgefordert, den Vereinten Nationen umgehend sichere Zugänge zu den Bürgern der umkämpften Stadt Aleppo zu öffnen. Es gehe nun darum, "eine noch schlimmere Katastrophe für die Zivilbevölkerung zu verhindern", sagte Steinmeier der "Bild" (Donnerstagsausgabe). " Er fordere "die kämpfenden Parteien zu einer sofortigen humanitären Waffenruhe auf".

Die Angriffe der syrischen Regierung auf die Zivilbevölkerung müssten "sofort aufhören", forderte Steinmeier. "Auch Russland steht als Unterstützer der syrischen Armee in der Verantwortung, die drohende humanitäre Katastrophe zu verhindern." Der UNO müssten nun rasch kontrollierte humanitäre Zugänge nach Aleppo geöffnet werden, "über die die Menschen mit Wasser und Nahrung versorgt werden können", sagte der Minister.

In Aleppo sind derzeit rund 300.000 Menschen eingeschlossen. Internationale Hilfsorganisationen schlugen am Mittwoch angesichts der desolaten Lage der eingeschlossenen Bewohner Alarm.

Unterdessen zeigte sich die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) besorgt über Berichte, wonach angeblich Chlorgas bei einem Angriff nahe der syrischen Stadt Aleppo eingesetzt wurde. Die internationalen Konventionen untersagten den Einsatz von Chemiewaffen "durch wen auch immer unter allen Umständen", erklärte OPCW-Direktor Ahmet Üzümcü am Mittwoch in Den Haag. 

Zuvor hatte die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtet, in Sarakeb 50 Kilometer südlich von Aleppo hätten 24 Menschen nach einem Fassbombenangriff über Atemnot berichtet. Einwohner sagten, es sei Chlorgas eingesetzt wurde. Dies konnte von der Beobachtungsstelle nicht bestätigt werden.

Rebellen machten die syrischen Regierungstruppen für den Angriff verantwortlich. Demnach ereignete sich die Attacke unweit des Ortes, an dem am Montag fünf russische Soldaten beim Abschuss ihres Hubschraubers getötet worden waren.

Russland erhob derweil Anschuldigungen gegen die Rebellen: die Gruppe Nureddin al-Senki habe bei einem Angriff in Aleppo am Dienstag Raketen mit einem nicht benannten "giftigen Mittel" eingesetzt, erklärte das Moskauer Verteidigungsministerium. Dabei seien sieben Menschen getötet worden. 23 weitere seien mit Atemproblemen und Verbrennungen in den Atemwegen ins Krankenhaus gebracht worden, sagte ein Militärvertreter laut der Nachrichtenagentur Tass.

Russland habe die USA, die die Rebellen unterstützen, über die Attacke auf ein von den Regierungstruppen kontrolliertes Viertel informiert, hieß es weiter. Syrische Staatsmedien hatten am Dienstag berichtet, dass fünf Menschen getötet und acht weitere verletzt worden seien, als Rebellen Raketen mit Giftgasen abgefeuert hätten. Die Beobachtungsstelle konnte den Einsatz von Gas zunächst nicht bestätigen.

Die OPCW überwacht als eine von der UNO unterstützte Organisation die Einhaltung der internationalen Konvention zum Verbot von Chemiewaffen. Syriens Machthaber Baschar al-Assad hatte im Oktober 2013 der Vernichtung sämtlicher Chemiewaffen seines Landes zugestimmt, um US-Luftangriffe abzuwenden. OPCW-Experten zerstörten daraufhin die bekannten syrischen Bestände.

Der Konflikt in Syrien begann im Frühjahr 2011 mit zunächst friedlichen Protesten gegen Assad, die jedoch niedergeschlagen wurden. Daraus entwickelte sich ein Bürgerkrieg, in dem bereits mehr als 280.000 Menschen getötet wurden. (AFP)