Israel und Türkei normalisieren ihre Beziehungen

Nach sechs Jahren diplomatischer Eiszeit haben sich Israel und die Türkei auf eine Normalisierung ihrer Beziehungen geeinigt. Details der Vereinbarungen würden am Montag vorgestellt, sagten ein israelischer und ein türkischer Regierungsvertreter, die nicht namentlich genannt werden wollten, am Sonntag. Die beiderseitigen Beziehungen waren durch einen tödlichen Einsatz der israelischen Marine auf dem türkischen Frachter "Mavi Marmara" im Mai 2010 in die Krise geraten.

Dem Durchbruch waren monatelange Verhandlungen vorausgegangen. Die Details der Vereinbarung würden am Montag bei einer Pressekonferenz in Rom mitgeteilt, sagte ein israelischer Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur AFP. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hält sich derzeit in der italienischen Hauptstadt auf. Dem Vernehmen nach waren die Verhandlungen zwischen beiden Seiten auch dort geführt worden.

Der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim werde sich am Montag um 13.00 Uhr (12.00 Uhr MESZ) in Ankara äußern, verlautete aus türkischen Regierungskreisen. Dabei solle es um "die Inhalte der Vereinbarung zwischen der Türkei und Israel" gehen.

Am Mittwoch soll die Vereinbarung laut dem israelischen Vertreter vom israelischen Sicherheitskabinett abgesegnet werden. Das Abkommen soll demnach in die erneute Entsendung eines Botschaftern in das jeweils andere Land münden.

Die israelische Marine hatte im Mai 2010 eine Hilfsflotte für den Gazastreifen gestoppt. Die israelische Soldaten enternten die "Mavi Marmara" und schossen auf die sich wehrende Besatzung. Dabei wurden neun türkische Aktivisten getötet. Ein weiterer Türke starb nach fast vier Jahren im Koma. Die Türkei und Israel zogen ihre Botschafter ab und beendeten ihre militärische Zusammenarbeit.

Israel hatte den Marine-Einsatz mit dem Argument verteidigt, dass auf dem Seeweg Waffen an die Hamas gelangen könnten. Unter dem Druck der USA entschuldigte sich Netanjahu schließlich Ende März 2013 beim damaligen türkischen Regierungschef und heutigen Staatschef Recep Tayyip Erdogan für den tödlichen Angriff.

Auch die zweite Bedingung der Türkei für eine Versöhnung mit Israel, eine Entschädigung der Angehörigen der Opfer, wurde erfüllt. Israel erklärte sich bereit, rund 20 Millionen Dollar (18 Millionen Euro) in einen Entschädigungsfonds einzuzahlen und damit alle Schadenersatzansprüche abzudecken. Am heikelsten war die dritte türkische Forderung: Die Aufhebung der israelischen Blockade des Gazastreifens.

In den vergangenen Tagen hatte es in Medienberichten geheißen, hier sei ein Kompromiss gefunden worden. Israel will demnach die Fertigstellung eines dringend benötigten Krankenhauses in Gaza zulassen sowie den Bau eines neuen Elektrizitätswerkes und einer Entsalzungsanlage für die Trinkwasseraufbereitung.

Im Gegenzug soll die Türkei ihre Hilfsgüter für den Gazastreifen über den israelischen Hafen Aschdod einführen und nicht auf direktem Weg in das von der radikalislamischen Hamas beherrschten Palästinensergebiet bringen. Die israelische Zeitung "Haaretz" berichtete am Sonntag, Ankara verpflichte sich außerdem, Aktivitäten der Hamas gegen Israel von türkischem Staatsgebiet aus zu unterbinden. Diplomatische Aktivitäten der Hamas seien davon nicht betroffen.

Erdogan hatte versöhnliche Töne gegenüber Israel angeschlagen, nachdem sich seit dem Abschuss eines russischen Kampfjets im syrisch-türkischen Grenzgebiet durch die türkische Armee im November die Beziehungen zu Moskau drastisch verschlechtert hatten. Israel wiederum ist auf der Suche nach Abnehmern für seine neu zu erschließenden Erdgas-Vorkommen. (AFP)