Kritik an Abschaffung muslimischer Gebetsräume an der Technischen Universität Berlin wächst

Die Abschaffung der Gebetsräume für Muslime an der Technischen Universität (TU) Berlin stößt auf wachsende Kritik. Nach dem evangelischen Berliner Bischof Markus Dröge verurteilte am Donnerstag auch der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, die Entscheidung als Einschränkung der grundgesetzlich garantierten Religionsfreiheit. TU-Präsident Christian Thomsen begründete den Beschluss unterdessen mit dem Neutralitätsgebot für eine staatliche Hochschule.

Dröge hatte die Entscheidung in einem Gastbeitrag für die Boulevardzeitung «B.Z.» gerügt. «Eine offene und freie Gesellschaft darf die Religionsfreiheit nicht einschränken», warnte der Bischof. Dabei müsse vor allem eine Bildungseinrichtung Vorbild sein. «Sie muss Raum und Gelegenheit geben, Religion auszuüben und einen kultivierten Umgang mit Religionsvielfalt im öffentlichen Leben einzuüben.»

Die freie Religionsausübung gehöre zu den Grundrechten, betonte der Bischof. Das Grundgesetz garantiere auch positive Religionsfreiheit. «Das heißt, niemand darf an der Ausübung seiner Religion gehindert werden». Wer Religionsausübung in die Hinterhöfe verdränge, diene nicht dem friedlichen Zusammenleben unterschiedlicher Religionen.

Auch Mazyek verurteilte die Haltung der TU. Anstatt als Hochschule in der Hauptstadt Akzente für Weltoffenheit und Gelassenheit im Umgang mit Vielfalt und Religionen zu setzen, «gibt man sich lieber ängstlich und sieht sich aufs Juristische mit der Neutralität zurück», sagte der Zentralrats-Vorsitzende. Mazyek kritisierte einen Trend zur Abschottung, «der letztlich auch die vom Grundgesetz garantierte positive Religionsfreiheit empfindlich einschränkt».

In einem «Offenen Brief» an Dröge bestätigte Thomsen, dass die TU ab dem kommenden Montag keine Räume mehr für das muslimische Freitagsgebet mit einem Imam sowie für das tägliche Gebet von Muslimen bereit hält. Am Freitagsgebet in einer Turnhalle hätten regelmäßig mehr als 500 Männer teilgenommen, in einen kleinen Gebetsraum seien täglich mehr als 100 Männer gekommen. Schon mit Blick auf Versammlungsrecht und Brandschutz dürften diese Räume von so vielen Personen nicht genutzt werden, betonte der TU-Präsident. An der Universität fänden auch keine katholischen Messen und evangelischen Gottesdienste statt.

Thomsen stellte in Aussicht, «dass wir in ein paar Jahren über ein Konzept für einen un- oder überkonfessionellen Raum oder auch einen Ruhe- und Rückzugsraum nachdenken». Zum aktuellen Zeitpunkt sei dies jedoch keine Option. «Solch ein Konzept braucht Diskussion und die Zustimmung vieler in der demokratisch organisierten Universität», schrieb der TU-Präsident. Dabei werde das Thema Religion ein Aspekt unter vielen sein. «Wir müssen uns auch die Erfahrungen anderer Universitäten mit Räumen der Stille genau anschauen, damit solch ein Konzept nicht von vornherein zum Scheitern verurteilt ist.» (KNA)

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