Human Rights Watch: Saudi-Arabien will mit Formel 1 sein Image aufpolieren

Dschidda. Mit dem ersten Grand Prix in Saudi-Arabien könnte die Formel 1 laut der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) zum Teil einer Image-Kampagne werden. «Die saudische Regierung setzt alles daran, ihre ungeheuerlichen Menschenrechtsverletzungen unter öffentlichen Spektakeln und Sportereignissen zu begraben», sagte Nahost-Experte Michael Page von HRW am Donnerstag. Die Formel 1 müsse Sorgen darüber öffentlich äußern und drohe sonst, Schönfärberei zu unterstützen.



Das Grand Prix-Debüt in dem Wüstenstaat auf der Arabischen Halbinsel steigt an diesem Sonntag. Max Verstappen im Red Bull könnte bei dem Nachtrennen in der Küstenstadt Dschidda Mercedes-Fahrer Lewis Hamilton die WM-Krone entreißen. Veranstaltungen und Konzerte rund um das Rennen beginnen bereits am Freitag. Geplant ist unter anderem ein Auftritt des kanadischen Popstars Justin Bieber.



In Saudi-Arabien wurden seit 2017 laut HRW Dutzende politische Abweichler, Aktivisten für Menschen- und Frauenrechte und andere willkürlich festgenommen. Inhaftierte würden gefoltert und deren Familien kollektiv bestraft. Das Land erlebe unter Kronprinz Mohammed bin Salman, dem faktischen Herrscher des Königreichs, das «schlimmste Ausmaß der Unterdrückung in seiner modernen Geschichte».



Die Formel 1 hat erklärt, sich der Einhaltung der Menschenrechte weltweit zu verpflichten und für diese in ihrem Einflussbereich auch kämpfen zu wollen. Zugleich habe sie den Grand Prix bereits in Länder wie Aserbaidschan und Bahrain getragen, wo die Rennen ebenfalls zur «Reinwaschung» der Menschenrechtslage genutzt werden könnten, so HRW.



Angesichts der ausführlichen Berichte über die Menschenrechtslage im Land in vergangenen Jahren könne «kein Künstler oder internationaler Sportverband behaupten, sie hätten es nicht gewusst». (dpa)