Iran verweigert IAEA Zugang zu Nuklear-Werkstatt

Wien. Der Iran blockiert entgegen jüngster Zusagen die vollständige Überwachung seines Atomprogrammes. Das meldete der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, am Sonntag in Wien in einem Sonderbericht. Laut einem IAEA-Sprecher verweigert der Iran IAEA-Inspektoren Zugang zu einer Werkstatt, in der Teile für Zentrifugen zur Uran-Anreicherung hergestellt werden.

Der Iran wies die Vorwürfe am Montag zurück. «Der Bericht ist fehlerhaft und nicht im Einklang mit der Einigung» Mitte September, twitterte der IAEA-Botschafter Kasem Gharibabadi. Bei dem im Bericht erwähnten Ort handele es sich um die Werkstatt Tessa in Karadsch westlich der Hauptstadt Teheran. Die Werkstatt sei wegen einer Sabotageaktion versiegelt worden und bleibe bis zum Ende der Untersuchungen geschlossen. Daher habe es bei den Verhandlungen in Teheran auch keine Zusage des Irans für eine Wartung der IAEA-Kameras an diesem Ort gegeben, erklärte der Botschafter.

Der Ausbau der iranischen Anreicherungsanlagen mit immer leistungsfähigeren Zentrifugen bereitet der IAEA und der internationalen Gemeinschaft Sorgen. Das verarbeitete Uran hat einen so hohen Reinheitsgrad, dass es relativ schnell zu waffenfähigem Material weiterverarbeitet werden könnte. Grossi hatte am 12. September eine Einigung mit Teheran erzielt, wonach die IAEA wieder ihre Überwachungsgeräte warten und Speichermedien austauschen darf, um die lückenlose Kontrolle des umstrittenen Atomprogrammes zu gewährleisten. Laut Grossis Bericht wurde die Übereinkunft überall außer in der Zentrifugen-Werkstatt in Karadsch umgesetzt. Im Juni war es dort zu einem Zwischenfall gekommen, bei dem auch IAEA-Kameras schwer beschädigt worden.

Iranische Medien sprachen damals von einem missglückten Sabotageakt. Als Reaktion auf den Ausstieg der USA aus dem Atomabkommen von 2015 ignoriert der Iran seit 2019 die vereinbarten nuklearen Beschränkungen, die die Entwicklung von Atomwaffen erschweren sollten. Die Verhandlungen zur Rettung des Paktes, an denen auch Deutschland beteiligt sind, sind seit Juni unterbrochen. (dpa)