Geschäfte und Autos von Syrern in der Türkei angegriffen

Ankara. In der türkischen Hauptstadt Ankara haben dutzende Menschen Geschäfte und Autos angegriffen, die Syrern gehören sollen. Fast 80 Menschen wurden am Donnerstag im Zusammenhang mit den Attacken vom Vortag festgenommen, wie die Polizei mitteilte. Auslöser soll eine Auseinandersetzung zwischen Türken und Migranten am Mittwochabend gewesen sein, bei der ein junger türkischer Mann getötet wurde. In Online-Netzwerken wurde ein Syrer für die Tat verantwortlich gemacht.



Die türkischen Behörden nahmen am Donnerstag 76 Menschen fest, die an den Attacken beteiligt gewesen sein oder diese unterstützt haben sollen. Aufnahmen in Online-Netzwerken zeigten dutzende Männer, die Autos und Geschäfte angriffen, von denen sie glaubten, dass sie Syrern gehörten. Sie schlugen mit Steinen und Brechstangen Fenster ein und rissen das Metallgitter eines Ladens herunter, bevor sie eindrangen und die Regale durchwühlten.



Der Präsident des türkischen Roten Halbmondes bestätigte auf Twitter, dass ein syrisches Kind nach einer Verletzung mit blutüberströmtem Gesicht ins Krankenhaus gebracht worden sei. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu wurden in Verbindung mit dem tödlichen Streit vom Mittwochabend zwei "Ausländer" festgenommen, denen Totschlag vorgeworfen wird. Die Nationalität der Verdächtigen nannte Anadolu nicht.



In der Türkei nahmen ausländerfeindliche Tendenzen zuletzt zu, aktuelle Umfragen zeigen eine starke Ablehnung von Migranten in der Bevölkerung. Der sozialdemokratische Oppositionsführer Kemal Kiliçdaroglu erklärte vergangenen Monat, seine Partei werde Syrer "zurück nach Hause" schicken, wenn sie bei der nächsten Parlamentswahl an die Macht komme.



In der Türkei leben aufgrund des EU-Türkei-Abkommens 3,6 Millionen syrische Flüchtlinge. Die seit 2016 bestehende Abmachung sichert der Türkei Milliarden-Zahlungen dafür zu, dass Syrer dort aufgenommen werden und nicht in die EU weiterreisen können.



Zudem wächst in der Türkei angesichts des Vormarschs der Taliban in Afghanistan derzeit die Sorge, dass Menschen von dort in die Türkei flüchten. In den Online-Netzwerken nehmen negative Kommentare über afghanische Flüchtlinge zu. Die Türkei ist eines der Haupt-Durchreiseländer für Afghanen auf dem Weg in die EU. (AFP)