Pentagon entsendet 3000 US-Soldaten nach Kabul zur Evakuierung von Diplomaten

Washington. Das US-Verteidigungsministerium hat die sofortige Entsendung von rund 3000 Soldaten nach Kabul angekündigt. Sie sollen angesichts des Vormarschs der radikalislamischen Taliban bei der Evakuierung von US-Botschaftsmitarbeitern helfen, wie Pentagon-Sprecher John Kirby am Donnerstag in Washington sagte. In einem ersten Schritt sollten innerhalb von 24 bis 48 Stunden drei Infanterie-Einheiten zum Internationalen Flughafen von Kabul verlegt werden.



Die rund 3000 zu entsendenden Soldaten sollen sich den Angaben zufolge mit den rund 650 US-Soldaten vereinen, die derzeit noch in Afghanistan stationiert sind. Zudem würden rund 3500 US-Soldaten nach Kuwait entsandt. Sie sollen Kirby zufolge als Reserve bereitstehen, falls sich die Situation in Kabul weiter verschlechtere.



Der Pentagon-Sprecher versicherte zugleich, dass die USA den internationalen Flughafen nicht für Luftangriffe gegen die Taliban nutzen wollten. Die US-Botschaft soll nach Angaben des Außenministeriums in Washington geöffnet bleiben, es gehe nicht um eine vollständige Evakuierung.



Auch Großbritannien kündigte die Entsendung von Truppen nach Kabul an. Die rund 600 Soldaten sollten "die diplomatische Präsenz in Kabul unterstützen, britischen Staatsbürgern beim Verlassen des Landes helfen, und die Ausreise von früheren afghanischen Ortskräften unterstützen, die ihr Leben beim Einsatz an unserer Seite riskiert haben", erklärte am Donnerstagabend Verteidigungsminister Ben Wallace.



Die radikalislamischen Taliban haben seit dem Beginn des Abzugs der USA und der Nato-Verbündeten Anfang Mai zahlreiche Regionen und Städte Afghanistans unter ihre Kontrolle gebracht. Inzwischen nehmen die Taliban bereits die Hauptstadt Kabul ins Visier. Am Donnerstag eroberten sie die nur 150 Kilometer vor Kabul gelegene Provinzhauptstadt Ghasni sowie die drittgrößte Stadt des Landes, Herat.



Angesichts der Lage wollen die USA auch ihre früheren Ortskräfte schneller als bisher aus Afghanistan herausholen. Für Dolmetscher und andere afghanische Mitarbeiter, die bei einer Machtübernahme durch die Taliban Repressalien zu befürchten hätten, solle es künftig täglich Flüge geben, die sie außer Landes bringen, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Ned Price, in Washington. (AFP)