Marokkanischer Journalist Omar Radi beteuert Unschuld vor Gericht

Casablanca. Der marokkanische Journalist und Aktivist Omar Radi hat am Dienstag bei seiner ersten Anhörung vor Gericht seine Unschuld beteuert. Radi erklärte, er sei das Opfer von Menschen, "die sich als über dem Gesetz stehend betrachten". Der Aktivist saß bereits elf Monate lang in Haft. Ihm werden in zwei voneinander unabhängigen Fällen Spionage und Vergewaltigung vorgeworfen.



Die Vorwürfe gegen ihn seien nichtig und rechtfertigten keine Inhaftierung für fast ein Jahr, erklärte der 34-jährige Radi. Der Journalist hatte sich 2018 über Messenger-Nachrichten mit einem Diplomaten der niederländischen Botschaft unterhalten. "Wo liegt die Straftat, wenn sich ein Journalist mit einem ausländischen Beamten trifft und austauscht?," sagte er. Im Fall der mutmaßlichen Vergewaltigung bestritt er die Aussage der Klägerin, dass die Beziehung nicht einvernehmlich gewesen sei. Die Verhandlung wurde auf den 6. Juli vertagt.



Radis belgischer Anwalt, Christophe Marchand, wurde zudem am Dienstag von den marokkanischen Behörden ausgewiesen. Gegenüber der Nachrichtenagentur AFP verurteilte Marchand die Entscheidung. Er habe beim UN-Sonderberichterstatter für die Unabhängigkeit von Richtern und Anwälten Beschwerde eingereicht.



Radis Verhaftung hatte sowohl in Marokko als auch im Ausland für Proteste gesorgt. Unterstützer des Journalisten sprechen von einem politisch motivierten Prozess. Die Behörden betonen hingegen die Unabhängigkeit der Justiz. Zahlreiche Menschen haben Radis Freilassung gegen Kaution gefordert. (AFP)