Kanada erteilt den bei rassistischer Auto-Attacke getöteten Muslimen letzte Ehre

London - Unter großer öffentlicher Anteilnahme sind in Kanada vier Mitglieder einer muslimischen Familie beerdigt worden, die von einem Autofahrer mutwillig getötet worden waren. Auf einem Parkplatz und einer Sportanlage nahe eines muslimischen Zentrums in London in der Provinz Ontario versammelten sich am Samstag hunderte Menschen, um den vier Opfern die letzte Ehre zu erweisen. Die Freiluft-Zeremonie wurde live von den großen Sendern des Landes übertragen.

Für die Zeremonie wurden die Särge der Opfer mit kanadischen Flaggen eingehüllt. Mit Reden und Gebeten wurde der Verstorbenen gedacht. "Wir sind nicht allein in unserem Schmerz", sagte ein Angehöriger. Die "Gebete, Tränen und Kondolenzbotschaften" vieler Menschen nach der Gewalttat seien "ein erster Schritt, um einen Weg zur Heilung zu finden".



Ein anderer Redner würdigte, dass der Angriff als terroristisch bezeichnet worden sei und nicht auf psychische Probleme des Angreifers zurückgeführt werde. "Das ist kein Wendepunkt, aber wenigstens ein Schubs in die richtige Richtung", sagte er. "Die Tatsache, dass ihre Särge mit der schönen kanadischen Flagge bedeckt sind, zeigt, dass die ganze kanadische Nation ihnen beisteht", sagte der pakistanische Botschafter in Kanada, Raza Bashir Tarar. Nach der öffentlichen Zeremonie wurden die Verstorbenen in einer privaten Trauerfeier beigesetzt.

Offenbar aus Hass auf Muslime hatte ein Mann vier Mitglieder einer muslimischen Familie während ihres Sonntagsspaziergangs mit einem Auto getötet. Bei den Opfern handelte es sich um einen 46-Jährigen, seine 44 Jahre alte Frau, ihre 15-jährige Tochter und die 74-jährige Großmutter. Der neunjährige Sohn überlebte schwer verletzt. Der mutmaßliche Täter wurde festgenommen. Ihm droht wegen vierfachen Mordes und Mordversuchs eine lebenslange Haftstrafe.



Vor der Trauerfeier hatten sich am Freitagabend (Ortszeit) tausende Menschen an einem interreligiösen Gedenkmarsch für die Opfer des Angriffs beteiligt. Der Marsch gegen Rassismus und Islamophobie bewegte sich langsam bis zu einer Moschee der Stadt. Die Teilnehmer schlugen auf Trommeln, einige sangen das Lied "Give Peace a Chance" von John Lennon. Auf Schildern und Plakaten waren die Botschaften "Hass tötet" und "Wir sind alle Menschen" zu lesen.



Nach einer Schweigeminute hielten Vertreter verschiedener Religionen Reden, in denen sie den Hass auf Muslime anprangerten. Weitere Kundgebungen und Mahnwachen fanden zeitgleich in Toronto, Ottawa, Montreal und Quebec statt. (AFP)