Morddrohungen gegen algerischen Wissenschaftler nach "Beleidigung des Islam"

Algier. Nach seiner Verurteilung wegen islamkritischer Aussagen hat ein renommierter algerischer Religionswissenschaftler Morddrohungen erhalten. Said Djabelkhir sagte am Montag der Nachrichtenagentur AFP, er erhalte solche Drohungen in privaten Nachrichten über Facebook und fühle sich "nicht mehr sicher". Der 53-jährige Islamwissenschaftler war vergangene Woche wegen "Beleidigung des Islam" zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt worden.



"Ich habe Nachrichten erhalten, die mich bedrohen und mir sagen: 'Wir warten auf deine Ankunft im Gefängnis, um deine Rechnung zu begleichen'", sagte Djabelkhir. Sein Anwalt Moumen Chadi berichtete, dass in den Botschaften Djabelkhirs Enthauptung oder Steinigung gefordert werde. Viele der Drohungen waren demnach anonym, vier jedoch "identifizierbar". Der Anwalt kündigte an, Anzeige wegen Morddrohungen, Verleumdung und Anstachelung zum Hass zu erstatten.



Djabelkhir hatte die Verheiratung von Mädchen in einigen muslimischen Gesellschaften kritisiert und geschrieben, dass das Opfern von Schafen - eine muslimische Tradition - bereits vor dem Islam existiert habe. Nachdem ein Forscherkollege und sieben Anwälte Beschwerde gegen ihn eingelegt hatten, wurde Djabelkhir am 22. April verurteilt. Djabelkhir kündigte an, Berufung einzulegen und weiterhin für die "Gewissensfreiheit" zu kämpfen. (AFP)