Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Hisbollah in Beirut

In der libanesischen Hauptstadt Beirut ist es zu Zusammenstößen zwischen regierungskritischen Demonstranten und Anhängern zweier schiitischer Organisationen gekommen. Libanesische Medien und Augenzeugen berichteten am Montagmorgen, eine Gruppe von Anhängern der Hisbollah und der Amal-Bewegung hätten die Demonstranten im Zentrum Beiruts angegriffen, die eine Straße blockiert hätten. Armee und andere Sicherheitskräfte griffen demnach ein und trennten die konkurrierenden Gruppen. Dabei hätten sie Tränengas eingesetzt.

Eine Straße im Zentrum Beiruts war übersät mit Steinen und zerbrochenen Glasflaschen. Die Anhänger der beiden schiitischen Gruppen hätten schwarze Masken getragen und Steine auf die Demonstranten geworfen, berichteten Augenzeugen. «Sie riefen: Schiiten, Schiiten, wir kommen», erzählte ein Ladenbesitzer. Auch zahlreiche geparkte Autos und Fensterscheiben wurden beschädigt. Das libanesische Rote Kreuz berichtete von mindestens sechs Verletzten.

Bereits Ende Oktober hatten Anhänger der Hisbollah und der mit ihr verbündeten Amal-Bewegung Zelte von Demonstranten zerstört. In Beirut kommt es seit mehr als einem Monat immer wieder zu Protesten gegen die politische Führung. Die Demonstranten beklagen vor allem Misswirtschaft und die grassierende Korruption. Die Regierung von Ministerpräsident Saad Hariri trat im Zuge der Proteste zurück. Zu ihr gehörten auch die eng mit dem ebenfalls schiitischen Iran verbundene Hisbollah und die Amal-Bewegung.

Seit Beginn der mehrheitlich friedlichen Proteste sind laut Medienberichten bisher zwei Menschen getötet worden. Sicherheitskräfte nahmen insgesamt 300 Personen fest, von denen bis auf elf Personen alle binnen 24 bis 48 Stunden wieder freigelassen wurden.

Die Proteste hatten sich ursprünglich an Regierungsplänen für neue Steuern entzündet und zu einer generellen Kritik an der politischen Führung ausgeweitet. Die Demonstranten warfen den Politikern unter anderem Korruption und jahrzehntelange Misswirtschaft vor; sie forderten die Einrichtung einer Expertenregierung. Als Folge der Proteste hatte Ministerpräsident Saad Hariri am 29. Oktober den Rücktritt der Regierung erklärt. Es handelt sich um die größten religionsübergreifenden Demonstrationen in der jüngeren Geschichte des Landes.

Die Macht in dem kleinen Land am Mittelmeer ist nach einem Proporzsystem unter den unterschiedlichen religiösen Gruppen aufgeteilt. Die Hisbollah gilt dabei als einflussreichste Kraft. Sie verfügt auch über eine eigene Miliz, der bestimmte Stadtteile in Beirut, aber auch Gebiete in anderen Teilen des Landes kontrolliert. Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah hatte die Demonstranten davor gewarnt, Chaos im Libanon zu erzeugen. (dpa/KNA)