Großbritannien im Streit mit Iran um Deeskalation bemüht

Nach der Festsetzung eines britischen Tankers durch den Iran ist die Lage in der Golfregion weiter angespannt. Zwar bekräftigte London, den Streit um die Festsetzung eines britischen Tankers durch den Iran nicht eskalieren lassen zu wollen, zugleich kündigte die Regierung aber für Montag weitere Maßnahmen an. Der Iran blieb derweil bei seiner Haltung. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) mahnte, es gehe darum, "Krieg zu verhindern."

Irans Außenminister Mohammed Dschawad Sarif verteidigte die Festsetzung der "Stena Impero" in der Meerenge von Hormus als rechtmäßige Anwendung internationalen Seerechts. Der Iran wirft dem britischen Tanker vor, in der Straße von Hormus mit einem iranischen Fischkutter zusammengestoßen zu sein und gegen "internationale Schifffahrtsregeln" verstoßen zu haben.

Audioaufnahmen von einem Austausch von Funksprüchen zwischen iranischen Revolutionsgarden, der "Stena Impero" und einer Fregatte der britischen Marine legen nahe, dass der britische Tanker in internationalen Gewässern aufgebracht wurde. Die Aufnahmen, deren Echtheit das britische Militär bestätigte, geben ansonsten aber kaum Aufschlüsse über die Geschehnisse.

Womöglich ist die Beschlagnahmung Vergeltung für die andauernde Festsetzung eines iranischen Tankers im britischen Überseegebiet Gibraltar. Der iranische Parlamentspräsident, Ali Laridschani, sagte der Nachrichtenagentur Isna mit Blick auf Großbritannien, sie "haben gestohlen und eine Antwort erhalten".

Außenminister Sarif beschuldigte den Sicherheitsberater von US-Präsident Donald Trump, den Disput angezettelt zu haben. John Bolton habe es nicht geschafft, Trump in den "Krieg des Jahrhunderts" zu locken und versuche nun, Großbritannien mit "in den Sumpf" zu ziehen. Die Festsetzung des iranischen Tankers in Gibraltar Anfang Juli erfolgte auf Gesuch der USA an Großbritannien. Bolton bezeichnete die Aktion damals umgehend als "exzellente Neuigkeiten".

Die Bundesregierung rief Teheran "nachdrücklich" auf, die "Stena Impero" und ihre Besatzung "unverzüglich freizugeben". Ähnlich äußerte sich Frankreich. Das EU-Büro für Auswärtige Angelegenheiten äußerte "tiefe Besorgnis" über die Vorgänge. Die Nato kritisierte die "destabilisierenden Aktivitäten des Iran".

Die iranischen Behörden machten die Freigabe am Sonntag von der "Kooperation" der 23-köpfigen Besatzung abhängig. Die Crew - 18 Inder, darunter der Kapitän, drei Russen, ein Lette und ein Philippiner - sei wohlauf. "Sie befinden sich auf dem Schiff", das an einem sicheren Ort vor Anker liege, erklärte der Chef der Hafen- und Schifffahrtsbehörde der iranischen Provinz Hormosgan, Allah-Morad Afifipoor.

Der Krisenstab der Regierung in London sprach sich laut Außenminister Jeremy Hunt dafür aus, deeskalieren zu wollen. Hunt kündigte an, das Parlament am Montag über "zusätzliche Maßnahmen" zu informieren, die das Land ergreife. Ein militärisches Eingreifen hatte er zunächst ausgeschlossen. Die Regierung prüfte nach Angaben des Verteidigungsministeriums eine "Reihe von Optionen". Großbritannien riet britischen Handelsschiffen vorerst davon ab, die besonders für den weltweiten Ölhandel wichtige Seestraße zu passieren.

Bundesaußenminister Maas warnte eindringlich vor einer Eskalation. "Es geht darum, Krieg zu verhindern", sagte er der "Bild am Sonntag". "Darauf sind alle Bemühungen mit den europäischen Partnern und den Staaten der Region gerichtet." Den Iran rief er zum Einlenken auf: "Gerade in Teheran muss man jetzt seiner Verantwortung gerecht werden und nicht weiter an der Eskalationsspirale drehen."

Die USA verurteilten das iranische Vorgehen scharf. Der Iran mache nur Scherereien, beklagte Präsident Trump. Seine Regierung kündigte an, die US-Militärpräsenz in der Golfregion weiter zu verstärken. Erstmals seit 2003 sollen wieder US-Truppen in Saudi-Arabien stationiert werden.

Die Spannungen in der Golfregion haben sich seit dem Ausstieg der USA aus dem internationalen Atomabkommen mit Teheran im Mai 2018 und der Verhängung neuer Sanktionen stetig verschärft. (AFP)