Zentralrat der Muslime vergibt Toleranzpreis an Rassismus-Opfer

Mevlüde Genç (73), die beim Brandanschlag von Solingen 1993 zwei Töchter und mehrere anderer Verwandte verloren hat, sowie Farid Ahmad aus Neuseeland werden vom Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) mit dem erstmals vergebenen "Internationalen Marwa El-Sherbini-Preis für Zivilcourage" ausgezeichnet. Das teilte der ZMD am Montag in Köln mit.

Der Verband rief den 1. Juli zugleich zum bundesweiten "Tag gegen Muslimfeindlichkeit" aus. Anlass ist der Mord an der Ägypterin Marwa El-Sherbini während ihrer Zeugenaussage vor dem Dresdner Landgericht am 1. Juli 2009. Die ägyptische Handballnationalspielerin und Pharmazeutin war von dem Angeklagten aus islam- und ausländerfeindlichen Motiven erstochen worden.

Mit Blick auf die Preisträger erklärte der ZMD, beide hätten durch antimuslimischen Rassismus und Hass geliebte Menschen verloren. Zugleich hätten sie auf diesen Rassismus und Hass mit Versöhnung und Zusammenhalt in ihren jeweiligen Gesellschaften geantwortet. Die Preisverleihung soll Ende des Jahres stattfinden. 

Die damals 50-Jährige Mevlüde Genç hatte bei einem von Rechtsradikalen verübten Brandanschlag am 29. Mai 1993 auf ihr Haus in Solingen zwei Töchter, zwei Enkelinnen und eine Nichte verloren. "Frau Mevlüde Genç's menschliche Größe, ihre beispiellose Gabe, Hass und Zerstörung mit Barmherzigkeit und Versöhnung zu begegnen, sind tief beeindruckend", erklärte der ZMD-Vorsitzende Aiman Mazyek. Das mache sie zu einer Botschafterin des Friedens und der Zivilcourage.

Farid Ahmad (59) verlor seine 44 Jahre alte Frau Husna durch den rechtsradikalen Terroristen, der am 15. März 2019 zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch angriff und 50 Menschen ermordete. Nach der Tat habe Ahmad für Liebe statt Hass geworben und dem Täter verziehen.

Am Landgericht Dresden findet am heutigen Montag eine Gedenkveranstaltung aus Anlass des 10. Jahrestags der Ermordung von Marwa El-Sherbini statt. (KNA)