Assads Bodentruppen greifen letztes großes Rebellengebiet Syriens an

Bodentruppen der syrischen Regierung haben den Süden des letzten großen Rebellengebiets um die Stadt Idlib angegriffen. Einheiten der syrischen Armee hätten Stellungen von «Terrorgruppen» ins Visier genommen, meldete die staatliche syrische Agentur Sana am Montag. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete von heftigen Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Rebellen.

Demnach konnten die Anhänger von Präsident Baschar al-Assad einen ersten Ort einnehmen. Jets hätten das Gebiet aus der Luft bombardiert. Die Rebellen wiederum teilten mit, sie hätten den Angriff zurückgeschlagen und mindestens zehn Gegner getötet.

Syriens Regierung und ihr Verbündeter Russland hatten in den vergangenen Tagen bereits die heftigsten Luftangriffe seit Monaten geflogen. Am Sonntag bombardierten russische Jets Aktivisten zufolge auch eine Klinik in dem Ort Has, die den Betrieb einstellen musste.

Nach mehr als acht Jahren Bürgerkrieg ist die Region rund um die Stadt Idlib das letzte große Rebellengebiet Syriens. Kontrolliert wird sie im Wesentlichen von der Miliz Hayat Tahrir al-Scham (HTS), die dem Terrornetzwerk Al-Qaida nahesteht. Syriens Regierung und Russland argumentieren, sie bekämpften dort Extremisten.

Helfer warnen zugleich vor einer humanitären Katastrophe, sollte die Gewalt eskalieren. In der Region um Idlib leben rund drei Millionen Menschen, etwa die Hälfte von ihnen Flüchtlinge aus anderen Gebieten. Moskau sowie die Türkei hatten das Gebiet zu einer Deeskalationszone erklärt und sich im vergangenen Jahr auf eine Pufferzone geeinigt. Sie sollte eine Offensive verhindern, mit der die Regierung seit langem droht.

Nach der Eskalation der Gewalt in Syriens letztem großen Rebellengebiet Idlib warnen EU und Vereinte Nationen vor einer humanitären Katastrophe. Eine weitere militärische Eskalation gefährde des Leben von mehr als drei Millionen Zivilisten in der Region, erklärte eine Sprecherin der EU-Außenbeauftragen Federica Mogherini Brüssel. Die Zivilbevölkerung dort habe bereits jetzt zu viel gelitten. Der Sprecher des UN-Nothilfebüros Ocha in Syrien, David Swanson, warnte, im Falle einer völligen Eskalation drohe das bisher größte humanitäre Leiden.

Ocha zufolge flohen seit September mehr als 300.000 Menschen aus dem Süden der Region vor Angriffen und Kämpfen in andere Gebiete. Ein Sprecher der örtlichen Helferorganisation Weißhelme erklärte, manche Orte glichen mittlerweile Geisterstädten. (dpa)