Selbstmordattentäterin von Tunis war arbeitslose Hochschul-Absolventin

Die tunesischen Behörden haben die Selbstmordattentäterin identifiziert, die sich am Montag in der Innenstadt von Tunis in die Luft gesprengt hatte. Der Sprengsatz sei von einer 30 Jahre alten arbeitslosen Hochschulabsolventin gezündet worden, sagte Justizsprecher Sofiène Sliti am Dienstag in Tunis. Die junge Frau habe Mna Guebla geheißen und sei bislang nie als potenzielle Extremistin aufgefallen.

Innenminister Hichem Fourati sprach gegenüber der Nachrichtenagentur AFP von einer "isolierten Tat". Für ein dschihadistisches Motiv gebe es keine Anhaltspunkte. Die junge Täterin sei "nicht für einen religiösen Hintergrund oder religiöse Verbindungen bekannt" gewesen. Festnahmen im Zusammenhang mit dem Fall gab es bis Dienstag nicht.

Guebla hatte den Angaben zufolge einen Hochschulabschluss in Wirtschaftsenglisch, war aber - so wie viele andere Absolventen in Tunesien auch - arbeitslos. Ihre Eltern berichteten, sie habe nach dem Diplom drei Jahre vergeblich nach einem angemessenen Job gesucht. Gelegentlich habe sie sich als Schäferin verdingt.

Bei dem Selbstmordattentat waren am Montag auf einer belebten Geschäftsstraße 15 Polizisten und zwei Jugendliche verletzt worden - keiner von ihnen schwer. Am Dienstag war wieder Normalität eingekehrt: Cafés und Geschäfte in der bei Einheimischen und Touristen beliebten Avenue Habib Bourguiba hatten geöffnet.

Das Auswärtige Amt in Berlin hatte nach dem Anschlag seine Sicherheitshinweise für Tunesien-Reisende aktualisiert. Demnach ist "mit erhöhten Sicherheitsvorkehrungen" zu rechnen. Reisende sollten "besondere Vorsicht walten lassen, den Bereich weiträumig meiden und Anweisungen der Sicherheitskräfte befolgen".

Der Anschlag war der erste in Tunesiens Hauptstadt seit dem 24. November 2015, als zwölf Mitglieder der Präsidialgarde bei einem Selbstmordattentat getötet wurden. Seit dem politischen Umbruch im Jahr 2011 wurden in Tunesien dutzende Menschen, vor allem Touristen und Mitglieder der Sicherheitskräfte, bei Anschlägen getötet.

Trotz von der Regierung propagierter Fortschritte im Kampf gegen den Terrorismus gilt seit der Attacke in Tunis im November 2015 der Ausnahmezustand. Er wurde Anfang Oktober erneut um einen Monat verlängert.

Für 2019 sind Parlaments- und Präsidentschaftswahlen in Tunesien angesetzt. Tunesiens Wirtschaft stagniert, die hohe Arbeitslosigkeit bei Hochschulabsolventen und anderen jungen Leuten sorgt für großen Unmut. (AFP)