Waffenhandel wächst - ein Drittel geht in den Nahen Osten

Der internationale Waffenhandel ist in den vergangenen fünf Jahren um zehn Prozent gewachsen. Ein Drittel aller Waffen und Rüstungsgüter (32 Prozent) ging 2013-2017 in den Nahen und Mittleren Osten, mehr als doppelt so viele wie in den fünf Jahren davor. Das geht aus dem am Montag veröffentlichten Bericht des Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI) hervor. Die meisten Länder der Region seien in dieser Zeit direkt in bewaffnete Konflikte involviert gewesen.

Größter Rüstungsexporteur blieben 2013-2017 die USA mit 34 Prozent aller Waffenverkäufe. Das Land steigerte seine Rüstungsexporte damit gegenüber der vorherigen Fünfjahresperiode um ein Viertel. Es folgen Russland, Frankreich, Deutschland und China. 2008-2012 lag die Bundesrepublik noch auf dem dritten Platz, fuhr ihre Rüstungsexporte 2013-2017 jedoch um 14 Prozent zurück. Allerdings stiegen die deutschen Ausfuhren in Länder des Nahen und Mittleren Osten während dieser Zeit um 109 Prozent.

Zwar habe es in Westeuropa und Nordamerika politische Debatten darüber gegeben, weniger Waffen in die Region zu liefern. "Trotzdem bleiben die USA und europäische Staaten die Hauptexporteure", sagte SIPRI-Experte Pieter Wezeman.

Insgesamt wuchs der internationale Waffenhandel - also Export und Import - um zehn Prozent. Mehr Rüstungsgüter flossen neben dem Mittleren Osten auch nach Asien und Ozeanien, weniger - teils wegen Wirtschaftskrisen - nach Afrika und Amerika sowie nach Europa.

Größter Waffenimporteur blieb in den vergangenen fünf Jahren Indien. "Die Spannungen zwischen Indien auf der einen Seite und Pakistan und China auf der anderen, befeuern Indiens wachsende Nachfrage nach Waffen, die sie selbst weiterhin nicht produzieren können", erklärte Wezeman. Danach folgen Saudi-Arabien, Ägypten, die Arabischen Emirate und China.

Die Vereinigten Staaten steigerten ihren Export im Vergleichszeitraum um ein Viertel und verkauften Rüstungsgüter an 98 Staaten. Nach Ansicht der Friedensforscher nutzen die USA den Waffenhandel als außenpolitisches Instrument, um strategische Partnerschaften zu schmieden. Rund jede zweite US-Waffe ging in den Mittleren Osten.

Durch die Verträge, die unter dem damaligen Präsidenten Barack Obama geschlossen wurden, habe die USA den höchsten Waffenexport-Stand seit den späten Neunzigerjahren erreicht, sagte Sipri-Expertin Aude Fleurant. "Diese Deals und weitere 2017 unterschriebene Verträge werden dafür sorgen, dass die USA in den kommenden Jahren der größte Waffenexporteur bleiben."

Das zweitgrößte Exportland, Russland, verkaufte in den vergangenen fünf Jahren 7,1 Prozent weniger Waffen als im Vergleichszeitraum. Die drei größten Kunden für deutsche Großwaffensysteme waren 2013 bis 2017 Südkorea (14 Prozent), Griechenland (11 Prozent) und Israel (8,7 Prozent).

Im Berichtszeitraum 2008-2012 hatte Deutschland unter den Top fünf noch Rang drei vor Frankreich inne. Frankreichs Exporte jedoch zogen zuletzt um 27 Prozent an. 42 Prozent der Waffenexporte gingen dabei nach Nahost. Mit Abstand größter Empfänger französischer Großwaffensysteme war Ägypten. (KNA)