Das Assad-Regime will Kurden in Afrin gegen Türkei zu Hilfe kommen

Mögliche Wende im Konflikt um Afrin: Syrische Regierungstruppen waren am Montag auf dem Weg in die nordsyrische Region, um den Kurden dort gegen die Türkei zu Hilfe zu kommen, wie syrische Staatsmedien berichteten.

Der türkische Außenminister warnte Damaskus, sollten die Regierungstruppen sich an die Seite der kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) stellen, werde die türkische Armee auch gegen sie kämpfen.

"Volkskräfte werden binnen Stunden in Afrin eintreffen, um den Widerstand des Volkes gegen den Angriff des türkischen Regimes zu unterstützen", meldete die staatliche Nachrichtenagentur Sana am Montag. Sie würden sich dem "Widerstand gegen die türkische Aggression anschließen". Der Schritt diene "der Verteidigung der territorialen Einheit und Souveränität Syriens", hieß es.

Die Türkei warnte Damaskus davor, der YPG in Afrin zu Hilfe zu kommen. "Wenn das Regime kommt, um die PKK und die YPG zu vertreiben, ist das kein Problem. Wenn es aber kommt, um die YPG zu schützen, dann kann uns und die türkischen Soldaten niemand stoppen", sagte Außenminister Mevlüt Cavusoglu. Die Türkei dringt seit 2011 auf den Sturz des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad, hat aber nie direkt gegen ihn gekämpft.

Die syrischen Regierungstruppen hatten sich 2012 aus Afrin und anderen kurdischen Gebieten zurückgezogen. Diese erlangten in der Folge mit der stillschweigenden Duldung der Zentralregierung weitgehende Autonomie. Im Januar startete die Türkei aber eine Offensive gegen die YPG in Afrin, da sie ihre Präsenz an der Grenze wegen ihrer engen Verbindungen zur verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) als Bedrohung empfindet. Viele Außenexperten in der EU, darunter Unionspolitiker in Berlin, stufen den türkischen Angriff in Afrin als völkerrechtswidrig ein.

Die Regierung in Damaskus verurteilte zwar nach Beginn der "Operation Olivenzweig" die "Aggression" der Türkei und drohte mit dem Abschuss türkischer Kampfflugzeuge, doch intervenierte sie nicht. Die kurdische Regionalverwaltung Afrins rief Damaskus wiederholt auf, Truppen gegen die Türkei zu entsenden. Diese erlaubte der YPG aber lediglich, durch von ihr kontrollierte Gebiete Verstärkung nach Afrin zu bringen.

Eine Vertreterin der Regionalverwaltung Afrins sagte am Sonntag, es liefen Gespräche über die Entsendung von Regierungstruppen. Es handle sich zunächst um Gespräche "auf militärischer Ebene", sagte Heve Mustafa. YPG-Sprecher Birusk Hasakeh konnte am Montag nicht bestätigen, dass Truppen verlegt würden. Es ist unklar, ob die YPG die Rückkehr der Regierungstruppen in die gesamte Region akzeptieren würde.

Unterdessen forderte die Hilfsorganisation Medico International eine UN-Untersuchung zu Vorwürfen, dass türkische Truppen oder verbündete Rebellen Giftgas gegen die YPG eingesetzt haben. Ärzte in Afrin hatten berichtet, dass sechs Patienten am Freitag nach einem türkischen Angriff mit Atemnot und Hautreizungen behandelt worden seien. Der Gesundheitsrat von Afrin hat demnach Rückstände von Chlorgas festgestellt. Die Türkei nannte die Berichte über den Einsatz chemischer Waffen "ohne Grundlage“.

Die syrische Armee verstärkte derweil ihre Angriffe auf die Rebellenhochburg Ost-Ghuta bei Damaskus. Bei Luft- Raketen- und Artillerieangriffen in Hammurije und anderen Orten wurden 44 Menschen getötet, wie die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete. Demnach bereitet die Armee eine großangelegte Bodenoffensive gegen die seit Jahren belagerte Region vor. (AFP)