Wegen Protestschreiben bestellt ägyptisches Außenministerium deutschen Botschafter ein

Deutschland und vier weitere Regierungen kritisierten die Verhaftung eines Menschenrechtlers in Ägypten: Kairo beurteilt das als unerlaubte Einmischung und reagiert mit diplomatischen Mitteln.

Der deutsche Botschafter in Ägypten, Julius Georg Luy, ist vom Außenministerium in Kairo einbestellt worden. Als Grund nannte Kairo die Protestnote Deutschlands und vier weiterer Länder gegen die Inhaftierung eines Menschenrechtsanwalts. Neben Luy seien auch die diplomatischen Vertreter von Großbritannien, Italien, Kanada und der Niederlande in das Ministerium zitiert worden, teilte das ägyptische Ministerium mit.

Der ägyptische Menschenrechtlers Ibrahim Metwalli Hegasi war am 10. September vor der Abreise zu einer Konferenz der Vereinten Nationen festgesetzt worden. Man sei besorgt über die angeblichen Haftbedingungen des Anwalts, hieß es in dem gemeinsamen Protestschreiben.

Die Regierungen forderten die ägyptischen Behörden auf, die Freiheit der Zivilgesellschaft und den Schutz vor Folter sicherzustellen. Menschenrechtsorganisationen zufolge verstoßen die autoritäre ägyptische Regierung sowie die Sicherheitskräfte des Landes systematisch gegen die Menschenrechte.

Das ägyptische Außenministerium bezeichnete das Schreiben in seiner Stellungnahme als unerlaubte Einmischung und wies es zurück. Dies sei den Diplomaten mit deutlichen Worten klargemacht worden.

Der Aktivist Hegasi war auch bekannt geworden, weil er den aufsehenerregenden Fall des 2016 in Ägypten getöteten italienischen Doktoranden Giulio Regeni untersucht hatte. Regeni hatte für seine Doktorarbeit über die ägyptische Gewerkschaftsbewegung geforscht - einem sehr sensiblen Thema in dem Land. Die verstümmelte und mit Foltermalen übersäte Leiche des 28-Jährigen war im Februar 2016 an einer Überlandstraße in Ägypten gefunden worden. Es besteht der Verdacht, dass Regeni Opfer ägyptischer Sicherheitskräfte geworden ist. (dpa)

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