Saudischer Kronprinz Mohammed bin Salman will Weltoffenheit und religiöse Mäßigung fördern

Der neue saudische Kronprinz Mohammed bin Salman hat eine Abkehr seines Landes von ultrakonservativen Religionsprinzipien angekündigt. Er sehe Saudi-Arabien als "Land eines gemäßigten Islam, das für alle Religionen und für die Welt offen ist", sagte der reformorientierte Kronprinz am Dienstag auf einem Wirtschaftsforum in Riad.

In einer Anspielung auf religiöse Extremisten sprach Mohammed von "destruktiven Ideen", die er "zerstören" wolle. "Wir werden den Extremismus sehr bald beenden", sagte er. Mohammeds Äußerungen wurden als bislang direktester Angriff eines Spitzenpolitikers auf die einflussreichen konservativen Religionsgelehrten des Landes gewertet.

Saudi-Arabien wird vom Wahhabismus geprägt, einer besonders strengen und traditionellen Lesart des Islam. Das Herrscherhaus der al-Saud hatte bereits Mitte des 18. Jahrhunderts ein Bündnis mit wahhabitischen Religionsgelehrten geschlossen, das bis heute Bestand hat und den Gelehrten weitreichenden Einfluss auf Religions- und Lebenspraxis in Saudi-Arabien gewährt.

Gegen regierungskritische Dschihadisten im eigenen Land geht Saudi-Arabien allerdings mit großer Härte vor. Dem Königreich wird zugleich seit langem vorgeworfen, radikalislamische Kräfte in anderen Ländern zu unterstützen.

Königssohn Mohammed hatte nach seiner Ernennung zum Kronprinz im Juni einen Modernisierungskurs angekündigt. Er gilt als treibende Kraft bei der Entscheidung von König Salman, das Fahrverbot für Frauen aufzuheben. Mohammed deutete bereits an, dass bald auch das Kino-Verbot fallen könnte.

Von seinen Reformen erhofft sich Mohammed einerseits Anreize für ausländische Investoren, andererseits aber auch höhere Zustimmungsraten der jungen Generation zum Königshaus. (AFP)