Myanmar wehrt sich gegen Vorwurf der «ethnischen Säuberung»

Myanmar steht wegen des Vorgehens gegen Muslime international schwer in der Kritik. In der UN-Generaldebatte weist die Regierung von Aung San Suu Kyi die Vorwürfe zurück. Die Krise wird erneut Thema im Sicherheitsrat.

Angesichts der internationalen Sorgen über die Flucht von fast 500.000 Muslimen aus Myanmar wehrt sich das Land gegen den Vorwurf der «ethnischen Säuberung». Vor den Vereinten Nationen in New York wies die Regierung von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi jegliche solche Kritik zurück. Am Donnerstag wird sich der Sicherheitsrat, das mächtigste UN-Gremium, mit dem Thema befassen.

Rund 480.000 Angehörige der muslimischen Rohingya-Minderheit sind nach neuesten UN-Angaben seit Ausbruch der Gewalt am 25. August aus dem vorwiegend buddhistischen Myanmar in das muslimische Nachbarland Bangladesch geflohen. Das Ausmaß dieses Notfalls habe alle Anfangsprognosen übertroffen», sagte UN-Sprecher Jens Laerke am Dienstag in Genf. Inzwischen richtet sich das UN-Welternährungsprogramm bereits darauf ein, bis zu 700.000 Menschen verpflegen zu müssen.

Als Folge der Flüchtlingskrise benötigen die Vereinten Nationen fast dreimal so viel Geld wie geplant, um die Flüchtlinge sowie die Gastgebernation Bangladesch zu unterstützen. Für die nächsten sechs Monate seien 200 Millionen US-Dollar nötig, teilte das UN-Nothilfebüro (Ocha) in Genf mit. Bisher war der Bedarf auf 77 Millionen Dollar geschätzt worden.

Vor der UN-Vollversammlung sagte Myanmars UN-Botschafter Hau Do Suan am Montag (Ortszeit): «Die führenden Politiker in Myanmar haben lange für Freiheit und Menschenrechte gekämpft. Wir tun alles, um einen Völkermord zu verhindern und werden eine solche Politik nicht unterstützen.» Zuvor war das südostasiatische Land in der Generalaussprache mehrfach kritisiert worden. Vor allem muslimische Länder erhoben massive Vorwürfe.

Aus dem ehemaligen Birma, wo die Mehrheit der Bevölkerung buddhistischen Glaubens ist, sind seit Ende August rund 480.000 muslimische Rohingya ins benachbarte Bangladesch geflohen. Die Rohingya lebten in der Unruheprovinz Rakhine, die an Bangladesch grenzt.

Das myanmarische Militär soll nach Angaben von Betroffenen sowie Vertretern von Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen mit brutaler Gewalt gegen Muslime vorgehen. Auch die Vereinten Nationen sprachen schon von «ethnischer Säuberung». Die Armee ihrerseits wirft der muslimischen Rebellengruppe ARSA (Arakan Rohingya Salvation Army) Terror vor. Neben Muslimen sind in Rakhine auch Buddhisten und Hindus auf der Flucht.

Im Norden des Bundesstaats wurden nach Angaben der Armee vom Dienstag in einem Massengrab 17 weitere Leichen entdeckt. Dem Militär zufolge handelt es sich um Hindus, die bei einem Überfall von ARSA-Rebellen getötet wurden. Insgesamt seien damit in dem Grab schon 45 Tote gefunden worden. Eine unabhängige Überprüfung ist nicht möglich, weil Myanmar die Krisenregion abgeriegelt hat. (dpa)

Mehr zur Verfolgung der Rohingya-Minderheit auf unserer Qantara-Themenseite