Katholische Bischöfe suchen Dialog mit US-Muslimen

Die katholischen US-Bischöfe wollen ihren Dialog mit den muslimischen Gemeinschaften verstärken. Mit Sorge sehen sie, dass nach den antiislamischen Äußerungen von Donald Trump im Wahlkampf die Ablehnung von Muslimen in der Gesellschaft zunimmt. Von Ferdinand Oertel

Derzeit komme es aus Sicht der Bischöfe darauf an, im bereits bestehenden Dialog stärker die Anwaltschaft für ein gutes Zusammenleben mit den Muslimen wahrzunehmen, erklärte Anthony Cirelli vom Büro für ökumenische und interreligiöse Zusammenarbeit der Bischofskonferenz. Dabei soll es beim nächsten Dialogtreffen vom 7. bis 9. März in Chicago gehen. Ein Thema wird dann auch eine jüngst veröffentlichte Umfrage zur Haltung der Katholiken gegenüber dem Koranglauben sein.

Den rund 69 Millionen US-Katholiken, so ist einer Ende vorigen Jahres von der Jesuiten-Universität Georgetown vorgelegten Studie zu entnehmen, ist der Islam im eigenen Land (6,3 Millionen Muslime) weithin unbekannt; er wird vornehmlich als religiöser Konkurrent auf internationaler Ebene angesehen. Mit weltweit 1,6 Milliarden Korangläubigen ist der Islam nach dem Christentum mit insgesamt 2,3 Milliarden Anhängern die zweitgrößte Religionsgemeinschaft.

Rund 45 Prozent der von den Forschern befragten Katholiken waren der Meinung, Muslime seien gewalttätiger als Gläubige anderer Religionen, und der Islam strebe letztlich die religiöse Weltherrschaft an. Etwa der gleiche Anteil der Befragten räumte allerdings auch ein, kaum etwas über den Islam zu wissen. Und obwohl Islam und Judentum in der Konzilserklärung "Nostra aetate" als zwei der drei abrahamitischen Glaubensrichtungen aufgeführt werden, die denselben Gott anerkennen, war dies 74 Prozent der Befragten nicht bewusst. Sie vertraten auch die Ansicht, dass Jesus und seine Mutter Maria im Koran keine Rolle spielten.

Die Autoren der Studie sehen damit ihre Annahme bestätigt, dass US-Katholiken noch viel über den Islam und die Muslime lernen müssten. Zugleich erinnern sie daran, dass die Päpste in der Zeit nach dem Zweiten Vatikanum (1962-1965) unterschiedliche Akzente in ihrer Sicht des interreligiösen Dialogs zwischen Katholiken und Muslimen gesetzt haben. Sie verweisen auf die Betonung der Glaubensgemeinsamkeiten unter Johannes Paul II., die Regensburger Rede von Benedikt XVI. und die neue Suche nach Annäherung und Kooperation unter Franziskus.

In den USA gibt es seit den 1990er Jahren regionale Kontakte mit muslimischen Organisationen. Doch auf Ortsebene kennt laut Studie nur jeder dritte Katholik einen Muslim persönlich; diese hätten allerdings positivere Ansichten über den Islam. Als kontraproduktiv für das Islam-Bild vieler Katholiken wird in der Studie die Berichterstattung über Terroranschläge gerade auch in kirchlichen Medien bezeichnet. Ebenso richte sich das Augenmerk der US-Bischöfe beim Einsatz für die Religionsfreiheit zu wenig auf das Schicksal von bedrohten Nicht-Christen. (KNA)