Kritik an Donald Trump nach Äußerungen über muslimischen US-Soldaten

Mit seiner Kritik an den Eltern eines im Irak getöteten muslimischen US-Soldaten hat Donald Trump massive Kritik auf sich gezogen. Er könne nicht «genügend betonen, wie wenig ich mit den Kommentaren von Herrn Trump übereinstimme», sagte John McCain, republikanischer Senator und Schwergewicht in der Partei, am Montag. «Ich hoffe, die Amerikaner verstehen, dass dies nicht die Sichtweise der republikanischen Partei, ihrer Mitarbeiter oder Kandidaten widerspiegelt», sagte McCain.

Präsident Barack Obama kritisierte Trump bei einer Rede vor Hinterbliebenen und Veteranen ebenso scharf, ohne den umstrittenen Präsidentschaftskandidaten allerdings beim Namen zu nennen. «Sie repräsentieren das Beste in unserem Land», sagte Obama über Soldaten, die im Kriegseinsatz verwundet oder gar getötet worden.

All das hielt Trump nicht davon ab, sich am Montag als Opfer einer Kampagne darzustellen. Der Vater des toten Soldaten, Khizr Khan, rief derweil zur Versöhnung auf. Sein Sohn Humayun war 2004 durch ein Selbstmordattentat im Irak getötet worden. Bei einem bewegenden Auftritt auf dem Parteitag der Demokraten hatte der gebürtige Pakistaner Trump in der vergangenen Woche vorgeworfen, «nichts und niemanden geopfert» zu haben. Er solle sich nur einmal die Gräber von US-Soldaten aller Ethnien und Glaubensrichtungen auf den Friedhöfen anschauen. Trump reagierte daraufhin beleidigt.

In einem Interview des Senders CNN sagte Khan am Montag, er suche keineswegs die Konfrontation mit Trump: «Wir möchten nicht damit weitermachen. Das ist nicht unsere Art. Wir sind eine anständige, ehrfürchtige Familie, und sehr dankbar für die Wohltaten, die uns widerfahren sind.»

Noch während das Interview ausgestrahlt wurde, reagierte Trump einmal mehr dünnhäutig: «Herr Khan, der mich nicht kennt, hat mich von der Bühne der demokratischen Convention bösartig attackiert und jetzt ist er überall im Fernsehen, um dasselbe zu tun. Nett!», schrieb er im Kurznachrichtendienst Twitter.

Schon in einem Interview des Senders ABC hatte er am Sonntag zum Gegenangriff ausgeholt. Die Äußerungen seien wohl vom Redenschreiber seiner Rivalin Hillary Clinton verfasst worden, sagte er über Khans Auftritt. Dann fuhr der Immobilienmogul fort, er habe sehr wohl «eine Menge Opfer» gebracht. Er arbeite «sehr, sehr hart» und habe Zehntausende Jobs geschaffen.

Dass Khans Frau während der Rede am Donnerstag schweigend neben ihrem Mann auf der Bühne gestanden hatte, kommentierte Trump mit den Worten: «Sie hatte nichts zu sagen (...), vielleicht war es ihr nicht erlaubt, etwas zu sagen.»

Die Betroffene, Ghazala Khan, widersprach am Montag erneut. «Meine Religion, meine Familie oder meine Kultur haben mich noch nie davon abgehalten, zu sagen, was ich will», sagte sie dem Sender CNN.

Der republikanische Spitzenkandidat hatte in der Vergangenheit wiederholt mit kritischen Äußerungen über Muslime Wirbel ausgelöst. So ging er vor dem Hintergrund islamistischer Terrorangriffe sogar so weit, einen Einreisestopp für Muslime zu fordern.

Davon hatten sich bereits vor McCain weitere führende Republikaner distanziert. Am Sonntag meldeten sie sich ebenfalls zu Wort, ohne aber Trump namentlich zu erwähnen. Der Vorsitzende des Abgeordnetenhauses, Paul Ryan, twitterte, ein Religionstest als Voraussetzung für eine Einreise widerspreche den Grundwerten des Landes. Das Opfer, das Khans Sohn und die Eltern gebracht hätten, verdiene höchsten Respekt, «Punkt.»

Die US-Streitkräfte hatten dem in den Vereinigten Arabischen Emiraten geborenen Hauptmann Khan posthum die Auszeichnungen Purple Heart und Bronze Star Medal für seinen Einsatz im Irak verliehen. Er war bei dem Versuch gestorben, seine Kameraden vor einer Autobombe zu schützen.

Trumps Vize-Kandidat Mike Pence teilte mit, er und Trump glaubten beide, dass jeder Amerikaner die Khans, wie alle Familien gefallener Soldaten, in Ehren halten sollte. Dann schlug er einen Bogen zum politischen Gegner: «Aufgrund der desaströsen Entscheidungen von Barack Obama und Hillary Clinton ist der einst stabile Nahe Osten nun vom IS überrannt worden.»

Unter anderem durch den Aufnahmestopp von Migranten aus Ländern, die «durch Terrorismus kompromittiert» seien, würden er und Trump die Wahrscheinlichkeit reduzieren, dass andere amerikanische Familien so dauerhaften Kummer erleiden wie die Familie Khan. (dpa)