IS-Sprachrohr "Amak" zu Ansbach: Dschihadisten beanspruchen Attentat für sich

In einem vermeintlichen Bekennervideo hat der mutmaßliche Attentäter von Ansbach den Selbstmordanschlag in Bayern angekündigt. Das Video wurde in der Nacht zum Dienstag von «Amak», dem Sprachrohr der Terrormiliz Islamischer Staat, im Internet verbreitet. Es zeigt eine Person, die sich ein schwarzes Tuch um den Kopf gebunden hat, so dass nur die Augen zu sehen sind. Die Echtheit des Videos ließ sich zunächst nicht überprüfen.

Die Person, die laut Beschreibung der junge Syrer sein soll, der sich mit einer Bombe bei einem Musikfestival in Ansbach in die Luft gesprengt hatte, schwört in dem Video dem IS-Führer Abu Bakr al-Baghdadi zunächst die Treue und rechtfertigt die bevorstehende Tat mit den Angriffen der internationalen Koalition auf Muslime. Der Attentäter starb bei dem Angriff, 15 Menschen wurden verletzt.

Nach dem Schock über den Selbstmordanschlag in Bayern wird nun über Konsequenzen diskutiert: Ist der Staat genug gegen solche Attacken gewappnet? Und was folgt daraus für den Umgang mit Flüchtlingen?

Nach dem mutmaßlich islamistischen Bombenattentat in Ansbach rücken stärkere Sicherheitsmaßnahmen und mögliche Folgen für die Asylpolitik in den Blick. Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) kündigte einen deutlichen Personalaufbau bei der Polizei an. «Die Aufstockung wird signifikant sein», sagte er dem «Münchner Merkur» (Dienstag).

Das Landeskabinett kommt an diesem Dienstag zu einer schon länger geplanten Klausur in St. Quirin am Tegernsee zusammen. Dabei stehen weitere Konsequenzen aus dem Anschlag mit 15 Verletzten im Zentrum - ebenso wie aus der Axt-Attacke in einem Zug bei Würzburg und dem Amoklauf in München.

Der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl (CDU) forderte schärfere Sicherheitsüberprüfungen von Flüchtlingen. Alle Menschen, die in Deutschland Schutz suchten, sollten so schnell wie möglich erkennungsdienstlich behandelt werden, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. «Mit einer steigenden Zahl von Zuwanderern steigt auch die absolute Zahl der Straftaten, die diese Personengruppe begeht.» Das bedeute keinen Generalverdacht gegen Flüchtlinge. Auch Seehofer forderte eine nachträgliche Überprüfung bereits eingereister Flüchtlinge. «Wir müssen wissen, wer im Land ist», sagte er der «Süddeutschen Zeitung» (Dienstag).

Der Täter von Ansbach war ein Flüchtling aus Syrien, der bei der von ihm ausgelösten Explosion getötet wurde. Die Bundesanwaltschaft hat die Ermittlungen übernommen und prüft, ob der 27-Jährige Mitglied in der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) war. Nach Erkenntnissen der Behörden legt dies das Bekennervideo auf dem Handy des Mannes nahe.

Der CDU-Innenpolitiker Armin Schuster forderte eine konsequentere Abschiebung abgelehnter Asylbewerber. «Wir brauchen eine Abschiedskultur», sagte er der «Stuttgarter Zeitung» und den «Stuttgarter Nachrichten». Der Rechtsstaat wirke auf ankommende Flüchtlinge sehr nachsichtig. «Für manche entsteht der Eindruck, sie könnten sich alles erlauben, weil sie gar nicht verstehen, wie milde der Staat bei Gesetzesverstößen reagiert.»

Der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagfraktion, Burkhard Lischka, entgegnete, selbst Eigentumsdelikte und Bewährungsstrafen begründeten inzwischen ein schwerwiegendes Ausweisungsinteresse. Er stimmte aber zu, «dass wir beim Vollzug besser werden müssen». Klar sei: «Wer als Asylbewerber oder Flüchtling abgelehnt wurde, muss Deutschland wieder verlassen.»

Linke-Fraktionschefin Sahra Wagenknecht sagte in der ARD, die Ereignisse der vergangenen Tage zeigten, «dass die Aufnahme und Integration einer sehr großen Zahl von Flüchtlingen und Zuwanderern zumindest mit erheblichen Problemen verbunden und sehr viel schwieriger ist, als Frau Merkel uns das im letzten Herbst mit ihrem «Wir schaffen das» einreden wollte.»

Die Organisation Pro Asyl warnte vor voreiligen Schlüssen. Vize-Geschäftsführer Bernd Mesovic sagte der «Neuen Osnabrücker Zeitung». «Die gefährliche Mischung aus erweitertem Suizid, Amokläufen mit terroristischer Sinngebung, Terror mit nachträglicher Urheberschaftsreklamation von Seiten des IS und islamistischem Terror im engeren Sinne muss dringend genau analysiert werden.»

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) wandte sich erneut gegen eine Vorverurteilung muslimischer Flüchtlinge. «Wir wissen, dass Flüchtlinge weder Heilige noch Sünder sind», sagte er am Montagabend im ZDF. Man könne aber nicht sagen, dass von ihnen eine besondere, hohe Gefahr ausgehe. Er empfehle den Bürgern, Flüchtlingen freundlich, aufgeschlossen, nicht misstrauend, aber auch nicht naiv gegenüberzutreten. Es gebe zwar Verunsicherung. Aber: «Ich kann nicht erkennen, dass unsere deutsche Bevölkerung voller Angst ist.» (dpa)