Konflikt über verweigerten Handschlag in Berlin

Hand aufs Herz statt Hand in Hand: Manche Muslime in Deutschland wollen Frauen aus religiösen Gründen nicht die Hand geben. Das soll an einer Schule in Berlin für Ärger gesorgt haben.

Der verweigerte Handschlag eines Imams an einer Schule hat in Berlin Diskussionen ausgelöst. Nach Informationen des Senders RBB soll der Mann einer Lehrerin zu Beginn eines Elterngesprächs den Handschlag verweigert und sich dabei auf Religionsfreiheit berufen haben. Die Lehrerin wiederum habe diese Form der Begrüßung mehrfach eingefordert und ihm Frauenfeindlichkeit und mangelnden Respekt vorgeworfen.

Nun soll der Imam, laut RBB ein strenggläubiger Schiit aus der Osttürkei, Strafanzeige gegen die Lehrerin gestellt haben - angeblich wegen Beleidigung und Verletzung der Religionswürde. Bei der Polizei lag die Anzeige bislang nicht vor.

Die Pankower Privatschule erklärte, sie wolle sich aus «Rücksicht auf das Wohl der Familie und deren Kinder» nicht öffentlich äußern und sprach von einer innerschulischen Angelegenheit. Die Schulgemeinschaft sei von «großer Vielfalt und einem positiven respektvollen Miteinander geprägt», diesen Weg wolle man «konsequent weiter gehen».

Die Berliner Bildungsverwaltung teilte mit, nicht über den Fall informiert worden zu sein. «In der Schule muss das Wohl des Kindes im Vordergrund stehen, das heißt, es ist wichtig mit Eltern im Gespräch zu bleiben», erklärte eine Sprecherin.

Berlins Integrationssenatorin Dilek Kolat (SPD) zeigte Verständnis für die Lehrerin. Sie hätte aber trotzdem mit dem Imam gesprochen, schon im Interesse des Kindes, sagte Kolat. Ihr sei auch bereits der Handschlag verweigert worden. «Mich hat das auch sehr gestört.»

In der Vergangenheit hatte etwa auch die Bezirksbürgermeisterin von Berlin-Neukölln, Franziska Giffey (SPD) von solchen Erfahrungen berichtet, zum Beispiel bei Einbürgerungen. Sie halte das für «einfach nur respektlos, sagte sie im April der «Welt».

Der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) werden nach Einschätzung des Vorsitzenden Tom Erdmann pro Jahr nur Einzelfälle bekannt. Er halte den verweigerten Handschlag nicht für ein flächendeckendes Phänomen, betonte Erdmann. Die allermeisten muslimischen Männer in Deutschland kooperierten mit Lehrerinnen.

In der Schweiz war im Frühjahr eine Debatte über den Handschlag entbrannt, nachdem 14 und 16 Jahre alte Brüder einer Lehrerin aus religiösen Gründen den Handschlag verweigert hatten. Die Schulbehörde entschied daraufhin, dass im Kanton Basel-Landschaft künftig kein Schüler mehr ablehnen darf, einer Lehrerin die Hand zu geben.

Die Gleichstellung von Mann und Frau sowie die Integration von Ausländern hätten einen höheren Stellenwert als die individuelle Religionsfreiheit, begründete die Schweizer Behörde damals ihr Vorgehen. Bei Missachtung müssten die Eltern oder ihre beiden Söhne künftig mit Sanktionen rechnen. (dpa)

Streit um Handschlag-Ausnahme für muslimische Schüler: Eine ideologisch überfrachtete Debatte