Muhammad Alis anderer Kampf - gegen Rassismus und Krieg

"Ich bin Amerika. Ich bin der Teil, den ihr nicht anerkennt. Aber gewöhnt euch an mich - schwarz, selbstsicher und frech." Der das einst sagte, war "The Greatest" (Der Größte) - die am Wochenende 74-jährig verstorbene Box-Legende Muhammad Ali. Der Enkel eines Sklaven und Bewunderer des radikalen Schwarzenführers Malcolm X bezwang nicht nur gefürchtete Gegner wie "Big" George Foreman und den "schwarzen Panzer" Joe Frazier, auch außerhalb des Rings bewies er Schneid.

In den 60er Jahren - die Zeit der Rassenunruhen, der Bürgerrechtsbewegung und des Vietnamkrieges - stellte sich der Boxer gegen das weiße Establishment in den USA. Sein 1964 kurz nach seinem spektakulären Sieg über den amtierenden Weltmeister im Schwergewicht, Sonny Liston, angekündigter Übertritt zum Islam, sorgte für Verstörung. Die Entscheidung, seinen "Sklavennamen" Cassius Clay in Cassius X abzuändern - eine Hommage an den ein Jahr später im Alter von 39 Jahren ermordeten Malcolm X - und die einen Monat später erfolgte nochmalige Umbenennung in Muhammad Ali sandte Schockwellen nicht nur durch die Boxwelt.

Das war aber nichts im Vergleich zur Empörung und zum Aufruhr, die 1967 auf dem Höhepunkt des Krieges in Vietnam seine Wehrdienstverweigerung auslöste. Zur Begründung erklärte Muhammad Ali, er sehe nicht ein, warum er sich eine Uniform anziehen solle, um tausende Meilen von zu Hause entfernt Bomben abzuwerfen und Geschosse abzufeuern, während in seiner Heimatstadt Louisville in Kentucky "Schwarze wie Hunde behandelt und ihnen einfache Menschenrechte vorenthalten" würden.

Bekannt ist auch seine Äußerung, kein Vietcong (so wurden gewöhnlich die südvietnamesischen Kommunisten genannt) habe ihn je mit dem bei weißen Rassisten gebräuchlichen "N"-Schimpfwort bezeichnet.    

Der Preis für Muhammad Alis "unpatriotische" Einlassungen war hoch. Dem damals erst 25-Jährigen wurde der Weltmeistertitel aberkannt, in den USA durfte er nicht mehr boxen und mangels Visum durfte er auch nicht ins Ausland reisen.

Auf dem Höhepunkt seiner athletischen Leistungskraft war dem Champ der Ring versperrt, stattdessen kämpfte er gegen die Justiz. Der Sportler zog bis zum Obersten Gerichtshof, um gegen die fünfjährige Gefängnisstrafe vorzugehen, die er wegen Verstoßes gegen die Wehrpflicht antreten sollte. Erst im Juni 1971 hob der Supreme Court die Verurteilung mit 8:0 Stimmen wieder auf.

Seinem Engagement gegen den Krieg und für Schwächere blieb Muhammad Ali auch später treu, als er bereits von der Parkinson-Krankheit gezeichnet war. Nach dem endgültigen Ende seiner Boxkarriere Anfang der 80er Jahre organisierte er Hilfslieferungen mit Medikamenten und Lebensmitteln für notleidende Länder und wurde UN-Sonderbotschafter.

1990, vor Beginn des Golfkriegs, reiste er nach Bagdad und erreichte, dass der damalige Staatschef Saddam Hussein 15 US-Bürgern die freie Ausreise aus dem Irak gestattet. 2002 bereiste er das kriegsverwüstete Afghanistan. Im selben Jahr stritt er vor dem US-Kongress für mehr Gelder zugunsten der Parkinson-Forschung. Für sein Engagement wurde er 2005 mit der Freiheitsmedaille geehrt, der höchsten zivilen Auszeichnung der USA. (AFP)