"Pharao in Kanaan" - Israel Museum zeigt alte ägyptische Kunst

Die Bibel erzählt vom Auszug der Israeliten von Ägypten nach Kanaan. Beweise dafür gibt es allerdings nicht. Dafür ist belegt, dass die Ägypter 350 Jahre über die Kanaaniter herrschten - und sich die Kulturen gegenseitig beeinflussten. Von Stefanie Järkel

Die Pranken aus Stein sind rund 40 Zentimeter lang. Zwischen ihn sind Schriftzeichen zu erkennen: ein Dreieck, eine Art Kreuz, Striche. Der Steinblock ist das Überbleibsel einer rund 4.500 Jahre alten ägyptischen Sphinx - entdeckt in Israel. «Die Sphinx ist der wichtigste Fund der Ausstellung», sagt Archäologin und Kuratorin Daphna Ben-Tor. Rund 680 ägyptische und kanaanitische Stücke präsentiert das Israel Museum in Jerusalem von Freitag an unter dem Titel «Pharaoh in Canaan: The untold Story» (Pharao in Kanaan: die unerzählte Geschichte).

Die Ausstellung konzentriert sich auf die Zeit von 1.500 bis 1.150 vor Christi Geburt. Es geht dabei vor allem um die ägyptische Herrschaft über Kanaan, was dem heutigen Israel und Libanon sowie Teilen von Jordanien und Syrien entspricht. Die Ausstellung läuft bis zum 25. Oktober 2016.

Die Steinpranken wurden vor rund zweieinhalb Jahren in der Unesco-Welterbestätte Hazor im Norden Israels gefunden. Sie sind nach Angaben des Entdeckers und Archäologen Amnon Ben-Tor der weltweit einzige Teil einer Sphinx des ägyptischen Königs Mykerinos. Unter Mykerinos entstand eine der berühmten Pyramiden von Giseh.

Eineinhalb Meter muss die Sphinx groß gewesen sein. «Stellen wir uns vor, es gebe nur einen einzigen Rembrandt», sagt Amnon Ben-Tor über die Bedeutung des Fundes. Der ehemalige Professor der Hebräischen Universität in Jerusalem ist mit Kuratorin Ben-Tor verheiratet.

Die Ausstellung zeigt ägyptische Kunst, wie eine rund zwei Meter hohe Stele aus Stein, auf der die Niederschlagung eines Aufstandes der Kanaaniter erzählt wird. Der ägyptische Herrscher dankt dem Sonnengott für den Sieg.

Steinbüsten und Figuren zeigen ägyptische Herrscher, wie Amenophis IV., später Echnaton genannt. «Die ägyptische Kunst hat eine gewisse Magie», sagt Kuratorin Ben-Tor. «Die Objekte sind schön.» Särge aus rötlichem Ton haben kunstvoll gestaltete Gesichter. Es gibt Schmuck und Spiegel aus Gold und Silber.

Die Ausstellung präsentiert auch die Versuche der Kanaaniter, das ägyptische Handwerk nachzuahmen - mit bedingtem Erfolg. So sind beispielsweise Brettspiele oder Kosmetiklöffel der Kanaaniter aus Holz und Elfenbein deutlich gröber geschnitzt. «Kulturelle Interaktivität ist immer faszinierend», sagt Ben-Tor. Und den wenigsten Menschen sei gerade diese Epoche bekannt.

Allerdings waren die Kanaaniter nach Überzeugung der Archäologen den Ägyptern zumindest in einer Sache voraus: Sie kreierten die Idee der Schriftzeichen. Die Ägypter hätten noch 1.000 Symbole verwendet, sagt Kurator Eran Arie - kompliziert, aufwendig. Kanaanitische Minenarbeiter im Sinai entschieden sich dagegen 1.800 vor Christi für 30 Zeichen. Sie wollten ebenso wie die Ägypter Nachrichten an ihren Gott schicken.

Jedes dieser Zeichen stellte einen Gegenstand dar, jedes Zeichen stand für den Anfangsbuchstaben des Gegenstandes. «Jedes Alphabet auf der Welt ging daraus hervor», sagt Kurator Arie. So stand beispielsweise ein gemalter Fisch, was im Hebräischen «Dag» heißt, für den Buchstaben «Daled». Aus einem auf dem Kopf stehenden Ochsenkopf entwickelte sich das lateinische «A».

Zum Abschluss können Besucher des Museums an einem Computer ihren Namen eingeben, ihn in die alten Schriftzeichen wandeln lassen – und sich per E-Mail zuschicken. So schrumpfen rund 3.800 Jahre Entwicklung auf ein paar Sekunden. (dpa)

Hier geht es zur Webseite der Ausstellung «Pharaoh in Canaan: The untold Story»