«Teufelswerk»: Saudischer Kleriker verbietet Schachspiel

Gläubige in Saudi-Arabien sind um eine Freizeitbeschäftigung ärmer: Schach. Das Spiel ist nach Ansicht des höchsten muslimischen Geistlichen des Landes «ein Werk des Teufels» und im Islam verboten. Großmufti Scheich Abdelasis al-Scheich erließ am Donnerstagabend eine entsprechende Fatwa, ein islamisches Rechtsgutachten. Schachspielen sei Zeit- und Geldverschwendung und führe zu Streit und Rivalität zwischen Menschen. «Schach ist wie Alkohol und Glücksspiel, was Gott verboten hat», antwortete er auf eine Frage in einem Religionssender. Er hatte diese Ansicht den vergangenen Wochen bereits mehrmals kundgetan.

Mit dem Verbot hat Scheich Abdulasis al-Scheich nun für eine Kontroverse im Internet gesorgt: «Saudischer Mufti hat Schach für haram (verboten) erklärt. Offenbar führt dieses Spiel zum Einsatz des Gehirns und dies ist haram», schrieb der libanesische Fernsehproduzent Nasser Fakih auf Twitter.

Ein anderer Nutzer des Kurzbotschaftendiensts fragte, ob der Großmufti nun auch Playstation und XBox verbieten wolle. Viele dagegen unterstützen die Auffassung des obersten Rechtsgelehrten des Königreichs.

Die Sendung war bereits vor einem Monat ausgestrahlt worden, tauchte nun aber als Video wieder im Internet auf. Die Zulässigkeit von Schach im Islam sorgt immer wieder für Diskussionen.

Das Wüstenkönigreich folgt dem Wahhabismus, einer besonders rigiden Auslegung des Islam. Die Fatwa löste in sozialen Medien eine hitzige Debatte zwischen Befürwortern und Gegnern aus. Der saudische Schachverband zeigte sich enttäuscht: Der Mufti habe wenig Hintergrundwissen über Schach und darüber, wie es heutzutage gespielt werde, sagte Musa Bandr, ein Vertreter des Verbands. Er betonte, dass es beim Schachspiel keineswegs um Glücksspiel gehe. «Diese Fatwa könnte der Religionspolizei hier im Königreich einen rechtmäßigen Grund geben, uns an der Organisation von Schachturnieren zu hindern».

Der frühere russische Schachmeister Garri Kasparow bezeichnete den Versuch, «Schach zu ächten» als «dumm». Er rief aber gleichzeitig dazu auf, sich größere Sorgen über «Ächtung von Demokratie und Menschenrechten» in Saudi-Arabien zu machen. (dpa/AFP)