IS verzeichnet größten Geländegewinn seit Monaten

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat im Norden Syriens laut Aktivisten einen der größten Geländegewinne seit Monaten erzielt.

Die Extremisten hätten nördlich der Stadt Aleppo mehrere von Rebellen kontrollierte Orte eingenommen, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Die USA wollen nach Angaben der "New York Times" die bislang weitgehend erfolglose Ausbildung syrischer Regimegegner einstellen.

Das Blatt berief sich auf Regierungsangaben, wonach das 500 Millionen US-Dollar schwere Programm keinerlei Auswirkung auf eine bessere Kampfkraft der Rebellen gehabt habe. Die USA hatten sich vom Training moderater Kräfte im Kampf gegen den IS viel versprochen. Bisher bildeten sie jedoch nach eigenen Angaben nur einige Dutzende Kämpfer aus, von denen viele verschleppt wurden, nachdem sie die Grenze zu Syrien überquert hatten. Zudem gab es Berichte über Waffen, die in die Hände von Extremisten gelandet sein sollen.

Mit dem Vormarsch im Norden rückte der IS näher an Gebiete unter Kontrolle des Regimes heran. Auch eine wichtige Versorgungsroute der Rebellen zwischen Aleppo und der türkischen Grenze gerät mit den Erfolgen der Terrormiliz in Gefahr. Bereits jetzt beherrschen die Extremisten im Norden und Osten des Landes riesige Gebiete.

Der Vormarsch kommt zwei Tage nach Beginn einer von russischen Luftangriffen unterstützten Bodenoffensive der syrischen Armee gegen Rebellen, die den IS bekämpfen. Das Regime und seine Verbündeten hatten nördlich von Hama einen Großangriff begonnen. Mehrere Quellen berichteten, Tausende Kämpfer aus dem Iran und der libanesischen Schiiten-Miliz Hisbollah seien dafür nach Syrien verlegt worden.

Die iranische Nachrichtenagentur Fars meldete, ein hoher Kommandeur der iranischen Revolutionsgarden sei in Syrien getötet worden. Demnach starb General Hussein Hamedani am Donnerstagabend. Die syrischen Menschenrechtsbeobachter erklärten, er sei östlich von Aleppo bei Kämpfen zwischen dem Regime und dem IS ums Leben gekommen. Teheran hat nach eigene Angaben keine iranischen Soldaten in Syrien stationiert, sondern agiert nur als Berater der syrische Armee.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sprach sich für eine engere Zusammenarbeit zwischen Russland und den USA aus. Beide Länder zusammenzubringen sei das Gebot der Stunde", sagte Steinmeier in Madrid. Noch könnten nicht "alle Interessensgegensätze, die es gibt zwischen der Golfregion und dem Iran, zwischen Russland und den USA und auch Europa überbrückt werden". Wenn man sich aber "auf wenige Prinzipien" einigen könne, müssten Kooperation und eine "Verständigung selbst über Gräben hinweg" möglich sein.

Moskau hatte vergangene Woche mit Luftangriffen im Land begonnen. Laut Kreml soll der IS bekämpft werden. Die USA und mehrere westliche Staaten kritisieren hingegen, die russische Luftwaffe greife vor allem andere Regimegegner an, um die Macht von Präsident Baschar al-Assad zu sichern. Mehr als 90 Prozent der russischen Luftangriffe galten nach US-Angaben nicht dem IS oder Terroristen, die mit Al-Kaida verbündet sind. (dpa)