Rupert Neudeck: Deutsche Afghanistan-Politik ist gescheitert

Angesichts der Entführung einer deutschen Entwicklungshelferin in Afghanistan hat der Grünhelme-Gründer Rupert Neudeck der deutschen Politik vorgeworfen, eklatant versagt zu haben. Der Einsatz der Internationalen Schutztruppe Isaf unter Führung der Nato habe in Afghanistan keine Sicherheit, sondern Unsicherheit gebracht, sagte der Ehrenvorsitzende der Hilfsorganisation in einem Gespräch mit der «Neuen Osnabrücker Zeitung».

Die Aussage, die afghanischen Sicherheitskräfte könnten nach dem Abzug der Isaf-Truppen Ende 2014 selbst die Verantwortung übernehmen, sei eine «reine Schutzbehauptung» gewesen, sagte Neudeck. Der Nato sei bewusst gewesen, dass dies fehlschlagen müsse. Zu viel habe der Westen im Vorhinein falsch gemacht. «Die jahrelange Militärpräsenz hat dem Land eher geschadet», kritisierte er. Gerade die Deutschen hätten von Anfang an viel mehr am wirtschaftlichen Wiederaufbau mitwirken müssen.

Derzeit seien am Hindukusch nur noch 80 deutsche Entwicklungshelfer im Dienst, hieß es. Vor dem Sommer seien es noch rund 200 gewesen. Die Mitarbeiterin der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) soll nach Angaben der afghanischen Nachrichtenagentur PAN am Montag in Kabul verschleppt worden sein. Sie sei von Unbekannten im zentralen Qala-Fatullah-Viertel gekidnappt worden, wo die GIZ ihr Büro hat. Im Frühjahr war es bereits zu einer anderen Entführung gekommen.

Die deutsche Hilfsorganisation Grünhelme wurde im April 2003 von Rupert Neudeck («Cap Anamur») und Aiman Mazyek (Zentralrat der Muslime) gegründet. Der Verein finanziert sich nach eigenen Angaben durch private Spenden und Zuwendungen von Stiftungen. Er setzt sich für den Bau oder Wiederaufbau von Gemeinde-Infrastrukturen sowie sozialen, ökologischen, kulturellen und religiösen Einrichtungen in Krisengebieten ein. Die Grünhelme verstehen sich als parteipolitisch neutral und nationalitäts- und religionsübergreifend. (epd)

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