Islam-Vertreter weltweit besorgt über Morde an US-Muslimen

Nach dem Mord an drei muslimischen Studenten in den USA hat der Zentralrat der Muslime in Deutschland die Medien zu Ausgewogenheit gemahnt. Es stelle sich die Frage, welche Reaktionen die Tat hervorgerufen hätte, wenn der mutmaßliche Täter Muslim und nicht ein Atheist gewesen wäre, erklärte der Vorsitzende des Zentralrats, Aiman Mazyek, in Köln. Wenn Muslime nur als Täter mediales Interesse fänden, heize dies «die ohnehin schon vorhandene antimuslimische Stimmung in unserem Land nur noch unnötig weiter an», so Mazyek.

Weiter verlangte der Zentralrats-Vorsitzende strafrechtliche Aufklärung über einen möglichen antiislamischen Hintergrund der Morde. In gleicher Weise hatte der Rat für Amerikanisch-Islamische Beziehungen (CAIR) gefordert, mit Blick auf die Brutalität des Verbrechens, antireligiöse Äußerungen des Verdächtigen und die religiöse Kleidung der Opfer Klarheit über das Motiv zu schaffen.

Auch muslimische Vertreter im Nahen Osten äußerten sich besorgt über einen möglichen islamfeindlichen Hintergrund der Morde. Das Büro des Großmuftis von Ägypten sprach von einem «rassistischen und terroristischen Verbrechen». Die Islamophobie zeige darin «ihr hässliches Gesicht», erklärte ein Berater von Großmufti Schawki Ibrahim Allam laut dem staatlichen Presseamt in Kairo.

Der Libanesische Justizminister Ashraf Rifi nannte die Tat «ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit». Unschuldige allein wegen ihrer Rasse oder ihres Glaubens zu töten, müsse der Vergangenheit angehören, sagte der Minister laut der staatlichen Agentur NNA. Rifi verwies auch auf die Verfolgung von Muslimen in Myanmar und von Christen in Nigeria und im Irak.

Auf Twitter fand das Verbrechen beträchtliche Resonanz. Unter dem Hashtag #MuslimLivesMatter wurde die Tat binnen zwei Tagen fast 160.000 Mal erwähnt oder kommentiert. Viele bemängelten eine aus ihrer Sicht unzureichende öffentliche Aufmerksamkeit.

Die drei Opfer, ein 23-jähriger Mann, seine 21-jährige Frau und deren 19 Jahre alte Schwester, waren am letzten Dienstag in Chapel Hill im US-Bundesstaat North Carolina durch Kopfschüsse getötet worden. Der mutmaßliche Täter stellte sich kurz darauf der Polizei. Auf seiner Facebook-Seite fand sich ein Eintrag, in dem er Christen und Muslimen die Schuld für die Probleme im Nahen Osten zuschreibt und Atheismus als Lösung benennt. Die Facebook-Seite zeigte auch das Bild eines Revolvers. (KNA)