Für Pazifismus und Zivilcourage

Der israelische Publizist Uri Avnery und der palästinensische Philosoph Sari Nusseibeh wurden mit dem diesjährigen Lew-Kopelew-Preis für Frieden und Menschenrechte ausgezeichnet.

Michael Obermeyer berichtet

Mit dem Preis würdigte das Kopelew-Forum den gemeinsamen Kampf Avnerys und Nusseibehs für eine Versöhnung zwischen Israelis und Palästinensern und eine gerechte Friedenslösung im Nahen Osten. Während der Preisverleihung in Köln erklärte der Vorsitzende des Lew-Kopelew-Forums, der Intendant des Westdeutschen Rundfunks, Fritz Pleitgen:"Wir haben bewusst in diesem Jahr Israel/Palästina gewählt, weil wir feststellen, dass die Entwicklung von der Politik alleine gar nicht mehr zu meistern ist. Da bedarf es des Engagements von beherzten Menschen wie Uri Avnery als Israeli und Sari Nusseibeh als Palästinenser, um irgendwie wieder ein Gespräch zu beginnen." Bereits seit Jahrzehnten versuchten Avnery und Nusseibeh, nicht immer auf die Geschichte zu blicken, sondern Menschen ins Gespräch zu bringen, sagte Pleitgen.

Zweistaatenlösung als Basis für den Frieden

Uri Averny gilt heute als Israels radikalster Pazifist. Seit langem setzt er sich für die Rückgabe der besetzten palästinensischen Gebiete und die Anerkennung des Staates Palästina durch Israel ein. Sein entschlossenes Engagement wird in bestimmten politischen Lagern seines Landes ebenso wenig gerne gesehen wie das seines Weggefährten Sari Nusseibeh bei manchen von dessen Landsleuten. Nusseibeh, Direktor der Arabischen Universität Ost-Jerusalem, fordert beispielswiese, auf ein Rückkehrrecht palästinensischer Flüchtlinge zu verzichten, um zu einem dauerhaften Frieden mit Israel zu kommen. Mutige Gedanken - das attestierte auch der ehemalige Botschafter Israels in Deutschland, Avi Primor:"In Wirklichkeit ist ein Held der, der Zivilcourage hat. Und das ist erheblich seltener als die Courage der Soldaten. Nur jemand, der viel Mut und besonders viel Courage besitzt, wie diese zwei Männer, können sich so etwas leisten. In Israel brauchen wir sie", erklärte Primor.

Foto: AP
Sari Nusseibeh

​​Friede und Versöhnung sind möglich

Doch trotz aller Widerstände oder auch gerade wegen der Rückschläge, die den Friedensprozess im Nahen Osten oft unmöglich erscheinen lassen, wird Avnery nicht müde im Kampf für den Frieden. Er glaubt, dass auch nach Jahrzehnten von Krieg und Hass eine Versöhnung zwischen beiden Völkern möglich ist: "Wir glauben nicht nur daran, wir arbeiten daran, wir kämpfen dafür: jeder auf seine Art. Aber unsere Hauptaufgabe ist, unsere eigenen Völker davon zu überzeugen, dass Friede und Versöhnung möglich sind, dass auf beiden Seiten die Bereitschaft besteht, den Preis des Friedens zu bezahlen", erklärte Avnery bei der Preisverleihung.

Und so ist die Verleihung des Lew-Kopelew-Preises für Frieden und Menschenrechte auch mehr als eine Anerkennung der Arbeit der beiden Preisträger, auch wenn noch ein weiter Weg zu einem friedlichen Miteinander der beiden Völker zurückzulegen ist. So konstatierte auch Fritz Pleitgen, dass es noch viele Friedenspreise bedürfe, um in Richtung Frieden etwas zu bewegen. Dies solle jedoch niemanden davon abhalten, etwas zu unternehmen: "Ich denke, dass wir auch mit diesem Preis eine Öffentlichkeit schaffen, die dazu beiträgt, dass sich Europa mehr engagiert, um in diesem Prozess hilfreich zur Seite zu stehen."

Michael Obermeyer, © Deutsche Welle 2003