Nicht nur gemeinsam Feste feiern

In vielen Orten in Deutschland finden Begegnungen zwischen Christen und Muslimen statt, so auch in Duisburg.

Von den mehr als 520.000 Menschen in Duisburg sind etwa 60.000 türkischer Herkunft — überwiegend islamischen Glaubens. Die 40 Moscheegemeinden liegen nahe den großen Industriestandorten. Alle bekannten Verbände des türkischen Islam, auch die Aleviten, sind vertreten sowie zahlreiche unabhängige, auch arabische Gemeinden.

Die evangelische Kirche hat den Dialog mit den Muslimen Anfang der 80er Jahre aufgenommen — zunächst durch Pfarrer und Lehrer. Bewährt haben sich monatliche Moscheebesuche, Informationen über religiöse Themen. Organisationen und Feste standen auf der Tagesordnung, ebenso wie Stellungnahmen zu strittigen Themen im Zusammenleben in der Stadt. Kommunale und religiöse Gremien wurden beraten.

Außerdem organisiert der kreiskirchliche "Ausschuss für Islamarbeit" in Verbindung mit dem Evangelischen Familienbildungswerk und der Arbeitsstelle für interreligiöses Lernen an der Universität Duisburg Vortragsveranstaltungen, das jährliche gemeinsame große Essen "Am Tisch", Informationsstände usw. Das Evangelische Familienbildungswerk führt neben den klassischen Bildungsangeboten besondere Projekte wie den christlich-islamischen Familientag durch. Einige Kirchengemeinden haben gute Kontakte zu den Moscheegemeinden im Stadtteil. Hier finden gegenseitige Einladungen statt. Besuche und Glückwünsche zu den großen Festtagen, einschließlich Erntedankfest, Straßenfeste und runde Tische zur Verbesserung des Gesamtklimas in den Stadtteilen sind wichtig geworden. In Schulen sind christlich- islamische Schulfeiern inzwischen üblich geworden, weil der hohe Anteil von unterschiedlich religiösen Kindern es nahe legt. In einigen Grundschulen sind bis zu 60 Prozent Migrantenkinder.

Trotz dieser Bemühungen und Erfolge brachte der heftige, mit großer Aufmerksamkeit der Medien geführte Streit um den Ezan ("Ruf vom Minarett") in den Jahren 1996-1997 zutage, wo der interreligiöse Dialog noch verstärkt und verbreitert werden muss. In der Folgezeit ist die gemeinsame Dialogarbeit noch stärker in den gesellschaftlichen Raum ausgeweitet und ausgerichtet worden; dabei bewegen die Fragen: "Was können Christen und Muslime aus ihren religiösen Überzeugungen heraus gemeinsam tun, um das friedliche Zusammenleben in den Stadtteilen zu fördern? Wie können breitere Gruppen und Schichten erreicht und beteiligt werden?"

Dazu haben sich die Evangelische und die Katholische Kirche mit den großen Moscheeverbänden, den Alevitischen Kulturvereinen und dem Internationalen Zentrum der Stadt Duisburg im Projekt "Aufeinander zugehen, miteinander leben" zusammengeschlossen - auf hoher lokalpolitischer Ebene. In diesem Rahmen haben Nigar Yardim und Hauke Faust 1999 die Bestandsaufnahme des Interreligiösen Dialogs in Duisburg ausgearbeitet.

Als erfolgreiches Beispiel einer großflächigen Vernetzung gilt die Kopftuchausstellung im Jahre 2000. Sie wurde von 10.000 Menschen besucht. Die vom Informationszentrum Dritte Welt in Herne erarbeitete Ausstellung lief drei Monate lang im Stadt- und Kulturhistorischen Museum Duisburg.

Alle Wege - in den Stadtteilen nachbarschaftlich und auf gesamtstädtischer Ebene in breiten Kooperationen - tragen nach unserer Erfahrung zum sozialen Frieden in der Stadt bei.

Quelle: "Erste Schritte wagen - Eine Orientierungshilfe für die Begegnung von Kirchengemeinden mit ihren muslimischen Nachbarn"

Hrsg.: Beratungsstelle für christlich-islamische Begegnung der Evangelischen Kirche im Rheinland und der Evangelischen Kirche von Westfalen.