Detlef Kulschewski, 25. Oktober 2004

zu: Westafrika stirbt - Europa schläft, von Franz Alt

An die Redaktion,

verfolgt man heute die Diskussionen über die so genannte Dritte Welt, ihre Miseren, ihre Probleme, so sind unsere Meinungsdeuter aus Politik, Kirchen und Verbänden meist mit einer Erklärung fix bei der Hand. Die globale Ausbeutung der armen Länder des Südens durch den reichen Norden sei schuld.

Es wird nach dem Muster geurteilt, "wer Hunger und Armut sät, erntet Gewalt". Frau Roy klagt an, dass die Industrienationen die armen Länder auffressen, und Johannes Rau mahnt, endlich eine "gerechte Weltordnung" zu schaffen. So hat man den Eindruck, internationale Sozialhilfe kann die Gewalt und die Missstände beseitigen.

Doch keiner der so Beflissenen hält es für nötig, Wirtschaftsstatistiken dafür anzuführen, dass die Länder des Nordens auf Kosten des armen Südens prosperieren. Die Ausbeutung der Entwicklungsländer wird einfach als gegeben vorausgesetzt, um dann auf dieser scheinbar gesicherten Grundlage weiter agieren zu können.

Alle wirtschaftlichen Eckdaten sprechen dagegen. Die ärmsten Länder haben die geringsten Import- und Export-Beziehungen zur westlichen Welt. Die Länder, die sich modernisieren und öffnen, steigen auf, die anderen, die in ihrer Erstarrung verharren und sich durch staatliche Wirtschaftslenkung vor "kapitalistischer Ausbeutung" zu schützen versuchen, bleiben arm und rückständig.

Man kann schon sagen, dass dort ein aggressiver Unwillen herrscht, sich mit Neuerungen zu beschäftigen, eine Glaubens- oder kulturellbedingte Fortschrittsverweigerung ist zu beobachten. Die Armut hat andere Ursachen: eine räuberische Elite (die nebenbei auch noch mit kriminellen Unternehmen und Organisationen paktiert), die den Staat als ihren Privatbesitz betrachtet, religiöse Strukturen, die jede Entwicklung verhindern, wie in den islamischen Ländern.

Diese Eliten werden auch noch hofiert, sozusagen als Menschheitsbefreier, besonders hier im Westen, meistens von Sozial-Romantikern und politischen Tagträumern. Man denke nur an Mugabe, Nujoma und andere illustre Menschheitsbeglücker.

Dipl.-Ing.(FH) Detlef Kulschewski