Al-Dschasira: Zwei Journalisten im Gazastreifen bei israelischem Angriff getötet

Der Journalist Wael Dahduh trauert um seinen getöteten Sohn.
Der Al-Jazeera-Journalist Wael Dahduh trauert um seinen getöteten Sohn. Hamsa Wael Dahduh wurde beim Angriff einer israelischen Rakete auf sein Auto getötet. Mit ihm starb auch der Videojournalist Mustafa Thuria. (Foto: Mohammed Salem/REUTERS)

Gazastreifen. Im Gazastreifen sind nach Angaben des Fernsehsenders Al-Dschasira zwei palästinensische Journalisten bei einem israelischen Angriff getötet worden. Der Sender erklärte, der auch für die Nachrichtenagentur AFP tätige Videojournalist Mustafa Thuria und der Al-Dschasira-Journalist Hamsa Wael Dahduh seien am Sonntag bei einem "gezielten Angriff" auf ihr Auto getötet worden. Die israelische Armee erklärte, der Angriff habe einem "Terroristen" in dem Auto gegolten. 
 
Der etwa 30 Jahre alte Thuria hatte seit 2019 als Videojournalist für AFP gearbeitet, außerdem berichtete er für die Nachrichtenagenturen AP und Reuters sowie die Fernsehsender Al-Dschasira und CNN aus dem Gazastreifen. Der mit ihm getötete Dahduh ist der Sohn von Wael al-Dahduh, der das Al-Dschasira-Büro im Gazastreifen leitet und kurz nach Kriegsbeginn schon seine Frau und zwei weitere Kinder bei einem israelischen Angriff verloren hatte. Er selbst wurde kürzlich verletzt. 
 
Thuria und Dahduh waren am Sonntag im Gazastreifen unterwegs, um nach einem Angriff in Rafah Schäden an einem Haus zu dokumentieren. Auf dem Rückweg wurde ihr Auto getroffen. Augenzeugen sagten AFP, das Auto sei von zwei Raketen getroffen worden. Die zweite Rakete habe Dahduh, der auf dem Beifahrersitz gesessen habe, direkt getroffen. Ein dritter Journalist in dem Wagen, Hasem Radschab, wurde schwer verletzt. 
 
Die israelische Armee erklärte, bei dem Angriff sei "ein Terrorist getroffen worden, der ein Fluggerät steuerte, das eine Bedrohung für die Truppen darstellte", und fügte hinzu, sie habe Kenntnis von Berichten, "dass während des Angriffs auch zwei andere Verdächtige getroffen wurden, die sich im selben Fahrzeug wie der Terrorist befanden". 
 
Die islamistische Hamas sprach von einem "abscheulichen Verbrechen". Der Sender Al-Dschasira, der seinen Sitz in Katar hat, verurteilte den Angriff auf das Auto der Journalisten "auf das Schärfste" und warf Israel vor, "die Grundsätze der Pressefreiheit zu verletzen". AFP-Informationsdirektor Phil Chetwynd äußerte sich bestürzt. "Wir verurteilen alle Angriffe auf Journalisten, die ihrer Arbeit nachgehen, auf das Schärfste und es ist wichtig, dass wir eine klare Erklärung für das, was passiert ist, bekommen", fügte Chetwynd hinzu. 
 
US-Außenminister Antony Blinken sagte, der Tod der Journalisten sei eine "unvorstellbare Tragödie". Auch der Generalsekretär der Organisation Reporter ohne Grenzen, Christophe Deloire, äußerte sich im Onlinedienst X, ehemals Twitter, "erschüttert" über den Tod der beiden Journalisten. 
 
Israel und die Hamas befinden sich seit drei Monaten im Krieg. Auslöser war ein Großangriff der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas auf Israel. Deren Kämper hatten am 7. Oktober rund 1140 Menschen teils brutal getötet und rund 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Israel erklärte der Hamas daraufhin den Krieg und greift den Gazastreifen seither massiv an. Nach nicht unabhängig überprüfbaren Hamas-Angaben wurden in dem Palästinensergebiet bisher mehr als 22.800 Menschen getötet. 
 
Seit dem Beginn des Kriegs am 7. Oktober wurden nach Angaben des Komitees zum Schutz von Journalisten (CPJ) schon mindestens 79 Journalisten und Mitarbeiter von Medienunternehmen getötet. Bei den meisten Todesopfern handelt es sich demnach um Palästinenser. (AFP)