Blinken spricht von «Moment erheblicher Spannungen» in Nahost-Region

US-Außenminister Anthony Blinken auf seiner vierten Nahost-Reise seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der Hamas.
US-Außenminister Anthony Blinken auf seiner vierten Nahost-Reise seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der Hamas. (Foto: Evelyn Hockstein/AP Photo/picture alliance)

Doha. Die Nahost-Region befindet sich nach Worten von US-Außenminister Antony Blinken in einem «Moment erheblicher Spannungen». «Der Konflikt könnte schnell metastasieren, was noch mehr Leid in der Region verursachen würde», sagte Blinken nach einem Treffen mit Katars Ministerpräsident und Außenminister Mohammed bin Abdulrahman Al Thani am Sonntag in Doha. Auf seiner inzwischen vierten Nahost-Reise seit Beginn des Gaza-Kriegs seien er und seine Gesprächspartner einig, dass der Konflikt sich nicht ausweiten dürfe. 
 
«Vom Anfang an haben wir immer vor einer wahrscheinlichen und gefährlichen Ausweitung des Konflikts gewarnt», sagte Al Thani. Die Tötung eines Hamas-Anführers in Beirut und eines ranghohen iranischen Generals in Syrien - beide mutmaßlich durch Israel angeordnet – seien zu verurteilen und ein Verstoß gegen die Souveränität dieser Länder. Blinken forderte eindringlich, dass Israel die Zivilisten in Gaza bei seinen Angriffen dort besser schützen müsse. «Es ist absolut zwingend, dass Israel mehr zum Schutz von Zivilisten unternimmt», sagte Blinken. «Es sind schon viel zu viele unschuldige Palästinenser getötet worden.» 

Dies werde er auch bei seinem geplanten Besuch in Israel in den nächsten Tagen ansprechen. Laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden bisher mehr als 22 000 Menschen getötet, darunter Tausende Frauen und Kinder. «Es ist schmerzhaft, dass wir eine Stufe erreicht haben, in der wir uns an Bilder von Tod und Zerstörung in Gaza leider gewöhnt haben», sagte Al Thani. Der Krieg gehe trotz Bemühungen auf internationaler und regionaler Ebene weiter. 
 
Auch die Hilfslieferungen für Gaza, wo vor Kriegsbeginn etwa 2,2 Millionen Menschen lebten, seien noch «nicht ausreichend, um den enormen Bedürfnissen gerecht zu werden», sagte Blinken. «Mehr als 90 Prozent der Bevölkerung sind von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen», sagte der US-Minister. Sie hätten nicht genügend Zugang zu Wasser, Essen, Arzneimitteln und anderen wichtigen Gütern. Der katarische Emir Tamim bin Hamad al-Thani forderte beim Treffen mit Blinken Bemühungen zu einer «sofortigen Waffenruhe». Katar hatte zusammen mit Ägypten und den USA eine Feuerpause vermittelt sowie die Freilassung Dutzender Geiseln aus Gewalt der Hamas und von Palästinensern aus israelischen Gefängnissen. Blinken sagte, die USA würden weiterhin «unaufhörlich» daran arbeiten, die Geiseln nach Hause zu bringen. 
 
Blinken ist erneut auf einer Nahost-Reise, um mit mehreren Ländern in der Region über eine Deeskalation in dem Krieg zwischen Israel und der islamistischen Hamas zu sprechen und eine Ausweitung des Konflikts abzuwenden. Nach Stopps in Jordanien und Katar wollte er in den kommenden Tagen auch die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien, Israel, das Westjordanland und Ägypten besuchen. (dpa)