Namibia kritisiert Beistand Deutschlands für Israel

Der große Sitzungssaal des Friedenspalasts, hier bei der Anhörung im Genozid-Eilverfahren Südafrikas gegen Israel.
Holzvertäfelung, Kronleuchter, Ornamentfußboden, Delfter Bleiglas - der große Sitzungssaal des Friedenspalasts, hier bei der Anhörung im Genozid-Eilverfahren Südafrikas gegen Israel (Foto: Thilo Schmuelgen/REUTERS)

Windhoek/Berlin. Namibia hat die Ankündigung der deutschen Bundesregierung kritisiert, vor dem Internationalen Gerichtshof für Israel eintreten zu wollen. Präsident Hage Geingob unterstellte Deutschland am Wochenende auf der Online-Plattform X "Unfähigkeit, aus seiner schrecklichen Geschichte zu lernen". Berlins Unterstützung für den "Völkermord-Versuch des rassistischen israelischen Staates gegen unschuldige Zivilisten in Gaza" sei schockierend.

In einer Pressemitteilung erinnerte das Präsidentenbüro in Windhoek an Kolonialverbrechen unter deutscher Herrschaft. So habe sich Berlin in der damaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika des ersten Völkermords im 20. Jahrhundert schuldig gemacht. Zehntausende Namibier seien damals unmenschlich und brutal ermordet worden. Diese Taten seien immer noch nicht vollständig gesühnt, hieß es. Umso befremdlicher sei nun die deutsche Unterstützung für das "Äquivalent von Holocaust und Genozid" im Gazastreifen, während man sich zugleich zu einschlägigen UN-Konventionen bekenne.

Namibias Nachbarland Südafrika hatte sich kürzlich an das UN-Gericht in Den Haag gewandt, um ein Ende der israelischen Militärintervention im Gazastreifen zu erwirken. Die Regierung in Pretoria wirft Israel Genozid an den Palästinensern vor. Deutschland kündigte an, in einem späteren Hauptverfahren eine Stellungnahme als Drittpartei abgeben zu wollen. (KNA)