Hilfsorganisation: Mehrere Helfer bei israelischem Angriff im Gazastreifen getötet

Tod in Gaza - Mitarbeiter der US-Hilfsorganisation World Central Kitchen
In diesem Kombi starben die Mitarbeiter der US-Hilfsorganisation World Central Kitchen, als sie gerade ein Lager in Deir al-Balah verlassen hatten. (Foto: Omar Ashtawy/APA Images/ZUMA Press Wire/dpa/picture alliance)

Gazastreifen/Tel Aviv - Mehrere Helfer sind nach Angaben einer US-Hilfsorganisation bei einem israelischen Angriff im Gazastreifen getötet worden. Die Gruppe habe "mehrere unserer Schwestern und Brüder" bei einem Angriff der israelischen Armee im Gazastreifen "verloren", erklärte der Gründer und Leiter der Organisation World Central Kitchen (WCK), José Andrès, am Montag (1.4.2024) im Onlinedienst X. 

Nach Angaben des von der islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums in dem Küstenstreifen waren vier von ihnen Ausländer. Australiens Premierminister Anthony Albanese bestätigte, dass eine Australierin unter den Toten sei.

Er sei untröstlich und trauere um ihre Familien und Freunde, schrieb WCK-Leiter Andrès weiter. Angaben zur Anzahl der Opfer machte er zunächst nicht. Andrès forderte die israelische Regierung auf, das "wahllose Töten" zu stoppen. "Sie muss aufhören, humanitäre Hilfe einzuschränken, aufhören, Zivilisten und Helfer zu töten, und aufhören, Lebensmittel als Waffe einzusetzen."

In einer separaten Erklärung der Organisation hieß es, die Helfer seien getötet worden, "während sie arbeiteten, um unsere humanitäre Arbeit der Lieferung von Lebensmitteln nach Gaza zu unterstützen".

Das von der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium im Gazastreifen teilte mit, vier ausländische Helfer und ihr palästinensischer Fahrer seien getötet worden, als ihr Auto von WCK bei einem israelischen Angriff im Zentrum des Küstenstreifens ins Visier genommen worden sei. Sie seien in ein Krankenhaus in der Stadt Deir al-Bala gebracht worden.

Es handele sich um Menschen mit britischer, australischer und polnischer Staatsbürgerschaft. Die Nationalität des vierten Menschen sei nicht bekannt. Bei der fünften Person handele es sich um einen palästinensischen Fahrer und Übersetzer. Australiens Premierminister Albanese bestätigte am Dienstag, dass eine Australierin unter den getöteten Helfern sei.

Ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP sah fünf Leichen im Al-Aksa-Märtyrerkrankenhaus und drei ausländische Pässe in der Nähe liegen. Aufnahmen von Leichen und Pässen waren auch in Onlinenetzwerken zu sehen.

Das israelische Militär erklärte, eine "gründliche Untersuchung auf höchster Ebene" vorzunehmen, "um die Umstände dieses tragischen Vorfalls zu verstehen". Es fügte hinzu, bei der Verteilung von Hilfsgütern an die Bevölkerung im Gazastreifen eng mit WCK zusammengearbeitet zu haben.

Das Weiße Haus in Washington erklärte sich am Montagabend (Ortszeit) "untröstlich und zutiefst beunruhigt über den Angriff". Die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates, Adrienne Watson, schrieb auf X, humanitäre Helfer müssten geschützt werden, wenn sie "dringend benötigte Hilfe leisten". "Wir fordern Israel auf, rasch zu untersuchen, was passiert ist."

WCK war an der Lieferung von Hilfsgütern, die mit dem Schiff aus Zypern gebracht wurden, und am Bau einer provisorischen Anlegestelle im Gazastreifen beteiligt.

Ausgelöst worden war der Krieg durch den beispiellosen Großangriff von Kämpfern der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober. Sie hatten das Land brutal überfallen und rund 1160 Menschen getötet sowie rund 250 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.

Als Reaktion auf den Hamas-Angriff geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden in dem Palästinensergebiet seitdem mehr als 32.800 Menschen getötet.

Im Norden des Gazastreifens durchsuchten derweil medizinische Teams die Trümmer des Al-Schifa-Krankenhauses, um Verletzte und Leichen zu bergen. Die israelische Armee hatte am Montag nach einem zweiwöchigen Einsatz ihre Truppen von dort abgezogen. Der Einsatz richtete sich nach israelischen Angaben gegen ranghohe Hamas-Mitglieder in dem Komplex in der Stadt Gaza.

Ein israelischer Armeesprecher sagte am Montagabend, israelische Truppen hätten auf dem Klinikgelände "mehr als 200 Terroristen getötet" und mehr als 900 Menschen wegen des Verdachts auf "terroristische Handlungen" festgenommen. Ärzte und Zivilisten sagten AFP, mindestens 20 Leichen seien gefunden worden.

Israel beschuldigt die Hamas, Zivilisten als menschliche Schutzschilde und zivile Einrichtungen wie Krankenhäuser und Schulen für ihre Infrastruktur zu nutzen, unter anderem als Kommandozentralen und Waffenlager. Die Hamas streitet das ab. Die israelischen Streitkräfte hatten bereits im November einen Einsatz in der Al-Schifa-Klinik ausgeführt und damit internationale Kritik hervorgerufen. (AFP)