Muslime diskutieren über Radikalisierung von Jugendlichen

Eine Veranstaltung zur Radikalisierung von Jugendlichen im Islam sorgt für heftige Debatten. Die liberal-islamische Religionspädagogin Lamya Kaddor distanzierte sich am Donnerstag von einem ihr zugeschriebenen Zitat über die Religionspraxis Jugendlicher.

Die «Westdeutsche Allgemeine Zeitung» (WAZ) hatte in der vergangenen Woche über die Veranstaltung berichtet und Kaddor zitiert: Auf die Frage einer besorgten Mutter, woran eine Radikalisierung von Jugendlichen zu erkennen sei, habe die Religionspädagogin geantwortet: «Zum Beispiel wenn sie nicht mehr in die Disko rennen, sondern sie plötzlich fünf Mal am Tag beten.»

Der Bericht löste eine Welle der Empörung aus, vor allem in den Sozialen Netzwerken. Auch der Präsident der Türkischen Gemeinde zu Berlin, Bekir Yilmaz, reagierte scharf: «Ohne ein Problem verstanden zu haben, kann man es nicht lösen», sagte er laut «Deutsch-Türkischem Journal» (DTJ). Die Mitglieder des Liberal-Islamischen Verbundes, dessen Vorsitzende Kaddor ist, bezeichnete Yilmaz als «Witzfiguren».

Kaddor erklärte am Donnerstag, die Reaktionen auf ihre vermeintlichen Äußerungen zeigten, «wie gehässig meine Kritiker sind». Im «Deutsch-Türkischen Journal» erklärte sie, es gehe «im Kontext des Salafismus allein um einen abrupten Sinnes- und Handlungswandel, also um eine 'plötzliche', 'komplette' Veränderung der Verhaltensweisen». Eine Veränderung allein mache niemanden zum radikalen Gläubigen. Speziell das fünfmalige Beten gehöre für sie als gläubige Muslimin zu den fünf Säulen des Islam, die sie «selbstverständlich» nicht in Frage stelle.

Unter den deutschen Muslimen gibt es immer wieder Debatten darum, wer sie öffentlich vertreten kann und soll. Zuletzt reagierten die großen Islamverbände zurückhaltend auf die Gründung des «Muslimischen Forums Deutschlands». Kaddor gehört zu den Gründungsmitgliedern. In der von ihr mitunterzeichneten Gründungserklärung heißt es: «Die Mehrheit der Muslime ist unterrepräsentiert.» (KNA)